Hamburger Erzbischof schreibt Brief nach Gesuch an den Papst

Heße: Rücktritt "einzig angemessene und sinnvolle" Entscheidung

Veröffentlicht am 19.03.2021 um 14:59 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Erzbischof Stefan Heße hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten. In einem Brief an die Gemeinden seiner Diözese nennt er Einzelheiten. Darin gibt er an, sich nie an Vertuschung beteiligt zu haben – und wirft einen nachdenklichen Blick in die Zukunft.

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Der bisherige Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat in einem Brief an die Gemeinden seiner Diözese die Gründe für sein Rücktrittsersuchen dargelegt. "Wesentlich ist für mich, dass ich mich der Verantwortung für mein damaliges Handeln stelle", so Heße in dem Schreiben am Freitag. Deshalb habe er Papst Franziskus gebeten, ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden.

In seine Amtszeit als Personalreferent und Generalvikar im Erzbistum Köln seien "die größte Anzahl von aufzuarbeitenden Fällen gefallen, so Heße. Er habe sich jedoch nie an Vertuschung beteiligt und bei der Aufarbeitung im Rahmen der beiden Kölner Untersuchungen mitgewirkt. "Es bedrückt mich sehr, wenn durch mein Verhalten Betroffenen ein weiteres Mal Leid zugefügt worden ist", schreibt Heße. "Ich übernehme meine Verantwortung für damalige Fehler und das Versagen des Systems." Gerade aus den systemischen Unzulänglichkeiten müsse die Kirche weiter lernen. "Das gilt nicht nur für Köln, sondern ist selbstverständlich auch eine bleibende Aufgabe für die gesamte Kirche und damit auch in unserem Erzbistum."

Heimisch im Norden

Weiter führt Heße aus, dass er sich im Norden mittlerweile heimisch fühle. Viele hätten ihm in den letzten Jahren großes Vertrauen entgegengebracht. "Ich erlebe eine große Offenheit und Herzlichkeit. Dafür möchte ich Ihnen auch an einem Tag wie heute ausdrücklich danken."

Die Entscheidung zu seinem Rücktrittsgesuch sei ihm nicht leichtgefallen, er halte sie "allerdings für die einzig angemessene und sinnvolle" und habe sie bewusst am Tag der Veröffentlichung des Gutachtens getroffen. "Ich weiß heute nicht, wie mein Weg als Mensch, als Christ und als Seelsorger nun weitergehen wird. Ich habe keinen Plan B in der Tasche." Dass diese grundlegende Änderung gerade am Josefstag eintrete, sei jedoch kein Zufall. Josef habe mit manchen Veränderungen und großen Herausforderungen zurechtkommen müssen; es sei ihm jedoch gelungen, dahinter Gottes Handschrift zu erkennen. Heße vermutet, dass ein ähnlicher Weg vor ihm liegt. "Ich hoffe, dass ich die Kraft finde, diese neue Etappe auf meinem Lebens- und Glaubensweg zu gehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle diese Zeit mit Gottes Hilfe bewältigen werden."

Heße war bis zu seiner Ernennung zum Hamburger Erzbischof im Frühjahr 2015 Generalvikar in Köln. Sein Nachfolger in Köln war Dominik Meiering. Am 14. März wurde Heße in Hamburg zum Erzbischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Im selben Jahr wurde er zum Flüchtlingsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gewählt. Sein Amt als Geistlicher Assistent des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), das er seit 2016 ausübte, ließ er aufgrund von Medienveröffentlichungen zu seiner Rolle beim Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln ab November 2020 ruhen. Zugleich kündigte er an, die vatikanische Bischofskongregation um eine Prüfung der Vorwürfe zu bitten, da er nicht "Richter in eigener Sache" sein könne. (cph)