Vatikan stellt sich Fragen des UN-Komitees zum Kinderschutz

"Entschlossen gegen Kindesmissbrauch"

Veröffentlicht am 07.01.2015 um 00:40 Uhr – Lesedauer: 
Kinderrechte

Mit großer Entschlossenheit geht der Vatikan weltweit gegen sexuellen Kindesrmissbrauch durch Geistliche und andere Kirchenangehörige vor. Das sagte der Botschafter des Vatikanstaates, Silvano Tomasi, am Donnerstag vor dem UN-Komitee für die Rechte des Kindes (UNCRC) in Genf.

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Es war die erste öffentliche Anhörung des Vatikans durch die Vereinten Nationen zum Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche. Unter anderem ging es auch um Kinderpornografie und Diskriminierung von Mädchen.

Es gebe keine Rechtfertigung für irgendeine Form von Gewalt oder Ausnutzung von Kindern, betonte Tomasi und verwies auf die zahlreichen Kircheninstitutionen, die mittlerweile im Einsatz seien, um den Schutz von Kindern zu gewährleisten. Der Vatikan habe alle relevanten internationalen Verträge zum Schutz von Kindern ratifiziert und setze sie konsequent um - darunter das UN-Protokoll zur Bekämpfung von Kinderprostitution und Kinderpornografie, sagte der apostolische Nuntius.

Grenzen der Haftbarkeit

Tomasi wies aber auch darauf hin, dass Kindersmissbrauch ein Verbrechen sei, das keineswegs nur innerhalb der Kirche verübt werde. "Kinderschänder findet man selbst bei den am meisten geachteten Berufsgruppen der Welt, darunter beim Klerus und anderen kirchlichen Berufen."

Bereits in seinem Schreiben an das UNCRC hatte der Vatikan Grenzen seiner Haftbarkeit für die Kirche weltweit verwiesen. So seien Diözesen und Orden rechtlich eigenständig, und der Heilige Stuhl könne nicht zu Sachverhalten Stellung nehmen, für die katholische Personen und Institutionen in anderen Ländern verantwortlich seien.

Kinderschutzprogramm für den Vatikanstaat

Staatliche Gesetze seien in jedem Fall verbindlich, etwa wenn es um die Anzeigepflicht bei sexuellem Missbrauch gehe, heißt es in dem Schreiben. Und: "Der Heilige Stuhl rät weder Gläubigen noch Nichtglaubenden, eine Person von einer Anzeige oder Meldung eines Verbrechens bei staatlichen Behörden abzuhalten." Schätzungen zu Opferzahlen enthält das Schreiben nicht.

Der Vatikanstaat arbeitet unterdessen an einem Kinderschutzprogramm für das eigene Hoheitsgebiet. Ein entsprechendes Dokument solle bis Ende 2014 verabschiedet werden. Eine Anpassung des vatikanischen Strafrechts an internationale Kinderschutznormen werde derzeit geprüft.

Kardinal Sean O’Malley ist seit 2003 Erzbischof von Boston.
Bild: ©picture alliance / landov

Kardinal Sean O’Malley ist seit 2003 Erzbischof von Boston.

Bei der Anhörung durch das UNCRC handelt es sich um eine turnusmäßige Befragung, zu der sich alle 193 Unterzeichnerstaaten der UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet haben. Der Vatikan hatte 1990 die Konvention unterschrieben und stellte sich jetzt zum ersten Mal öffentlich den Fragen des Komitees. Bei der Sitzung des Komitees vom 13. bis 31. Januar wurde auch die Lage für Kinder in der Republik Kongo, dem Jemen, Portugal, Russland und Deutschland erörtert.

Neue vatikanische Kommission

Unabhängig von der UNCRC-Befragung will Papst Franziskus eine vatikanische Kommission zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch errichten, wie der Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley schon im Dezember mitteilte. Der Papst habe einen entsprechenden Vorschlag des Kardinalsrates für die Kurienreform angenommen.

O'Malley gilt als Fachmann für den Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Vor seiner Amtszeit als Erzbischof von Boston war es in dem Bistum zu zahlreichen Missbrauchfällen gekommen. Diese arbeitete er in einem als vorbildlich geltenden Verfahren auf. (mog/kna/dpa)