ZdK-Sprecherin Mock unterstützt Votum gegen Vatikanerklärung
Die familienpolitische Sprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, unterstützt das kritische Votum von deutschen Theologen gegen die Vatikanerklärung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Die über 200 Lehrenden wandten sich am Montag in einer Stellungnahme gegen das "Nein" der Glaubenskongregation zu Segnungsfeiern für homosexuelle Paare. "Warum soll die Liebe und das Leben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott weniger Wert sein als Liebe und Leben anderer Paare?", fragte Mock in einer Mitteilung des Zdk am Montagabend in Bonn.
Mock kritisierte, dass die Kirche homosexuellen Menschen keine sexuelle Beziehung zugestehe. "Beziehung ja, Sexualität nein" - das gehe nicht. "Die Trennung von Sexualität und Person-Sein widerspricht allen Erkenntnissen der Humanmedizin, der Psychologie, der Soziologie und Kulturanthropologie. Die kirchliche Ausgrenzung von Sexualität beschränkt Menschen in der Ausbildung ihrer Identität und der Erfahrung von Nähe und Geborgenheit", so die ZdK-Sprecherin.
Dem Papier aus dem Vatikan mangle es an theologischer Tiefe, heißt es in der Stellungnahme. Der Text sei zudem von einem "paternalistischen Gestus der Überlegenheit" geprägt und diskriminiere homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe.
Glaubenskongregation "nimmt den Glaubenssinn der Gläubigen nicht ernst"
Die Reaktion auf das "Nein" der Glaubenskongregation habe die Brisanz des Themas deutlich gemacht, sagte Mock. "Wenn sich über 200 Theologieprofessorinnen und -professoren aus den verschiedensten Disziplinen zu Wort melden und sich vehement gegen die römische Position stellen, zeigt das auch, dass die Position der Glaubenskongregation nichts mit der realen Lebenswirklichkeit sehr vieler Menschen zu tun hat. Sie nimmt den Glaubenssinn der Gläubigen nicht ernst."
Birgit Mock sieht in der anhaltenden Debatte "eine große Bestärkung" für den Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland. Die Vorsitzende des Forums "Sexualität und Partnerschaft" des Synodalen Wegs sieht die Notwendigkeit, "weiter an der Neubewertung der Sexualmoral zu arbeiten". Es sei überfällig, die Liebe in homosexuellen Partnerschaften als Kirche anzuerkennen. "Gott ist darin längst gegenwärtig", so Mock.
Die Glaubenskongregation hatte vergangene Woche erklärt, dass die Kirche keine Vollmacht habe, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Das Schreiben sorgte vor allem im deutschsprachigen Raum für Diskussionen und Proteste. In Deutschland und Österreich haben sich mittlerweile über 2.000 Priester und andere hauptberufliche Seelsorger dazu bekannt, auch weiterhin gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Bereits am Freitag kritisierte die Arbeitsgemeinschaft Katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie die Vatikan-Erklärung scharf. Die von Mock unterstützte Stellungnahme wurde von einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster erarbeitet und am Montag veröffentlicht. Mehrere deutsche Diözesanräte forderten inzwischen von ihren Bischöfen, die Anweisung aus dem Vatikan zu ignorieren; am Dienstag auch die Räte der Bistümer Essen und Freiburg. Neben der Kritik zahlreicher Theologen und auch Bischöfe gab es jedoch auch Zustimmung zum vatikanischen Dokument. Zuletzt betonte der Wiener Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger, die Absage der Glaubenskongregation an die Segnung homosexueller Partnerschaften stehe auf einer "soliden" biblischen Grundlage. (tmg/KNA)