"Leben in seiner Pluralität annehmen"

Overbeck fordert Demut statt Rechthaberei in der Kirche

Veröffentlicht am 02.04.2021 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Die Kirche gibt ein schlechtes Bild ab – so schlecht, dass es die Oster-Botschaft überschattet: Dieses Thema zieht sich durch die Predigten des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck in der Karwoche. Auch zu Missbrauchsgutachten hat er eine Meinung.

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck fordert kirchliche Verantwortungsträger auf, sich in Demut zu üben angesichts des Ansehensverlusts der katholischen Kirche, anstatt "Recht haben zu wollen und Sicherheit zu beanspruchen über das, was man von Gott zu wissen meine". In seiner Predigt in der Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag sagte Overbeck, dass es Zeiten gebe, in denen die Botschaft des Evangeliums selbst in Gefahr gerate "angesichts des Bildes, das unsere Kirche in diesen Tagen abgibt". Viele glaubten nicht mehr daran, "dass wir als Kirche im Missbrauchsskandal wirklich die Opfer redlich um Entschuldigung bitten und Konsequenzen ziehen, weil wir all die geschehenen Gewalttaten, das Verurteilen und Verleugnen verabscheuen und zutiefst bereuen", so der Ruhrbischof.

Weiter sprach Overbeck von "oft hilflos daherkommenden Gutachten, die zwar manche Schuld und Verantwortungsbezüge aufweisen können, aber doch mehr als unvollständig sind und hohl zu werden drohen, wenn nicht alle systemischen Zusammenhänge und die moralische Verantwortung, die damit einhergeht, benannt werden". Die Verweigerung vieler Akteure der Kirche, "das Leben in seiner Pluralität anzunehmen", führe zusammen mit den Skandalen der vergangenen Wochen dazu, dass Kirche und Glaube bei vielen Furcht und Flucht auslösten.

Bereits am Gründonnerstag hatte Overbeck in seiner Predigt betont, dass mit Blick auf die Bewältigung von Missbrauch in der Kirche zwar schon vieles getan sei, vieles aber auch noch nicht. Das Leid der Betroffenen zeige den Weg für die Kirche auf, der "nüchtern, aber bescheiden, menschennah und mutig" gegangen werden müsse. Akteure müssten Menschen sein, die eine glaubwürdige Kirche und einen plausiblen Glauben bezeugten. (fxn)