Die Abtei Münsterschwarzach – jetzt auch bei "Minecraft"
Seit rund 1.200 Jahren überragen die vier markanten Türme der Abtei Münsterschwarzach die unterfränkische Region. Nun gibt es das bekannte Kloster nicht nur real, sondern auch virtuell zu bewundern: Jean Marie Plich hat die Benediktinerabtei im Open-World-Spiel "Minecraft" detailgetreu nachgebaut.
Inspiriert von der Online-Präsenz des Klosters und seinem persönlichen Bezug dazu, kam Plich – auch Lockdown-bedingt – auf die Idee. "Ich baue eben gern", sagt er. 200 Stunden Arbeit hat er dafür investiert. Als gebürtiger Münsterschwarzacher und ehemaliger Schüler des klostereigenen Egbert-Gymnasiums kennt er viele Details der Gebäude. "Ein paar, wie die Dachfenster, sind in Minecraft nicht so leicht konstruierbar."
Jeden Stein einzeln finden
In "Minecraft", dem meistverkauften Open-World-Spiel der Welt, erschaffen die Nutzer eine 3-D-Welt aus meist würfelförmigen Blöcken. Auch Gebäude kann man bauen. Es sei jedoch nicht möglich, ganze Mauern hochzuziehen, sondern die Spielsteine müssten einzeln gesetzt werden, so "Bauherr" Plich. "Man muss jeden Stein zunächst in der Spielwelt finden, abbauen und gegebenenfalls noch verarbeiten, bevor er wieder gesetzt werden kann." Nach dem ersten Bauabschnitt "Abteikirche und Torhaus" widmete sich Plich noch dem Kreuzgang und dem Kreuzgarten.
Die Abtei Münsterschwarzach aus dem 9. Jahrhundert gilt als eines der bekanntesten Benediktiner-Klöster im deutschsprachigen Raum. Ihre Geschichte ist lang und spannend, mit vielen Höhen und Tiefen. 1803 im Zuge der Säkularisation zeitweise entweiht, sind die Mönche seit 1914 auch als Missionare in Afrika, Korea oder Südamerika tätig. Die heutige Abteikirche ist allerdings noch recht jung: Sie wurde zwischen 1935 bis 1938 erbaut, nachdem mehrere Vorgängerbauten zerstört worden waren. Dabei beeindruckt sie vor allem durch ihre Ausmaße: Sie ist 88 Meter lang und 31 Meter breit, die Osttürme sind 52 Meter hoch und kilometerweit zu sehen. Dadurch prägen sie die gesamte Landschaft.
Die 80 Mönche der Abtei zeigten sich beeindruckt von Plichs Werk, vor allem von dessen Detailtreue, erzählt Sprecherin Julia Martin. Vergleicht man das Original mit seinem Online-Zwilling, sticht die Detailliebe ins Auge. Aus dem Innenraum der Abteikirche wurden nicht nur die besonderen Seitenaltäre nachgebaut, sondern auch das Kommuniongitter, das Chorgestühl mit den Orgelnischen, die beidem Amben sowie die Seitenschiffe.
Ob noch weitere Gebäude wie die klostereigene Schmiede und Bäckerei dazukommen, ist noch offen. Plich sagt dazu, dass vielleicht noch um- oder weitergebaut werde. "Einstweilen mache ich aber mal Klosterpause."
Für Seelsorge entdeckt
In Minecraft sind bereits mehrere nachgebaute Kirchen zu bewundern. So veranstaltete die Akademie "Erbacher Hof" im Bistum Mainz vergangenes Jahr dazu einen Wettbewerb. Auch die Jugendendstelle Kaufbeuren im Bistum Augsburg schrieb einen solchen aus.
Inzwischen nutzt die Kirche Minecraft sogar für die Seelsorge und will sie dadurch in die digitale Welt bringen. Das Projekt "Holy Blocks" etwa bietet eigene Katechesen für die Firmvorbereitung an.
Neben "Holy Blocks" gibt es viele weitere Projekte, die Minecraft in einen kirchlichen Kontext bringen. Zu Ostern und Pfingsten bot die Cansteinische Bibelanstalt in Berlin vergangenes Jahr Minecraft-Gottesdienste an, unter anderem mit Kreuzweg, Eselreiten nach Jerusalem und individuellen Fürbitten.