Reliquien aus der Zeit der Apostel in Kaffeedosen gefunden
Bei Abrissarbeiten an der von einem Erdbeben zerstörten Kathedrale der neuseeländischen Diözese Christchurch wurden Reliquien gefunden – in Kaffeedosen. Wie das Nachrichtenmagazin "stuff" am Freitag berichtete, hatten Bauarbeiter die beiden Glasdosen der Marke "Greggs" unter einer Betonschicht gefunden. "Es ist etwas überraschend, dass wir die Reliquien in Kaffeedosen gefunden haben", teilt die Archivarin der Diözese, Triona Doocey, auf der Facebookseite des Bistums-Archivs mit. "Die Dosen sind aber auch eine sehr praktische und luftdichte Methode, um die Gegenstände aufzubewahren." In den Gefäßen befinden sich verschiedene Knochen, Reliquiare und Zettel, die noch nicht ausgewertet wurden, die aber wohl den Inhalt näher beschreiben. Teilweise sollen die nun gefundenen Reliquien auf die Zeit der Apostel zurückgehen. "Wir haben damit eine direkte Verbindung zu den Aposteln, den Zeitgenossen Jesu", so Doocey: "Hier bei uns in Neuseeland so eine Verbindung mit den Aposteln zu haben, ist es etwas ganz besonderes."
Die heiligen Überreste wurden laut "stuff" in den 1970er Jahren aus der Kathedrale entfernt, "als Reliquien in der katholischen Kirche aus der Mode kamen". Zusammengetragen wurden sie vom ersten Bischof der 1887 errichteten Diözese, John Grimes. Insgesamt hatte der Bischof auf seinen Reisen durch Europa über 300 Reliquien zusammengetragen, darunter auch ein großes Splitter des Kreuzes Christi sowie Überreste von Aposteln, den ersten Märtyrern und Heiligen aus mehreren Jahrhunderten der frühen Kirche. Der Aufbewahrungsort ist laut Doocey bekannt gewesen, nicht aber die Art der Aufbewahrung. Die Funde sollen nun im Archiv mit einer von Bischof Grimes angefertigten Liste abgeglichen werden. "Die Reliquien, die wir identifizieren können, stellen wir für unsere Gläubigen zur Verehrung aus", so die Archivarin. Die nicht identifizierbaren Teile werden beim Bau einer neuen Kathedrale wieder in den Boden eingelassen. Gemäß geltendem Kirchenrecht dürfen Reliquien von Seligen und Heiligen nur dann öffentlich zur Verehrung ausgestellt werden, wenn die kirchlich Verantwortlichen dies genehmigt haben und ihre Echtheit garantieren.
Die Kathedrale der Diözese Christchurch im Zentrum der Stadt wurde 2010 bei einem Erdbeben schwer beschädigt. Zwei Türme stürzten ein, die Kuppel und der hintere Teil der Kirche waren einsturzgefährdet und wurden abgerissen. 2019 wurde die Entscheidung getroffen, die Kathedrale ganz abzureißen, nachdem sich ein Neubau als deutlich günstiger herausgestellt hatte. Seit September 2020 laufen die Abrissarbeiten, die innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein sollen. (fxn)