Rahner: Nur "Rassisten" gegen Gleichberechtigung von Frauen in Kirche
Wer nicht für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche eintritt, ist nach Überzeugung der Tübinger Theologin Johanna Rahner "ein Rassist". Es gehe nicht an, von der gleichen Würde von Frauen und Männern zu sprechen, ihnen aber nicht die gleichen Rechte einzuräumen. Aktuelle pfeife der katholischen Kirche zurecht Gegenwind um die Ohren. Wörtlich sagte die Professorin: "Wer jetzt nichts tut, der tut trotzdem etwas." Es gebe "eine Verpflichtung zum Widerstand".
Rahner, die Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages (KThF) ist, verlangte ein neues Kirchenrecht, um die innerkirchliche Gleichstellung von Frauen zu erreichen. Mit dem geltenden Kirchenrecht seien die heutigen Probleme nicht zu lösen, so Rahner am Samstag in Stuttgart. Das Kirchenrecht sei nicht mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik zu vereinbaren. Würde der Staat die Kriterien, die er bei Gesprächen mit islamischen Verbänden nutze, an die katholische Kirche anlegen, hätte diese "schlechte Karten".
Stadtdekan Hermes: Kirche befindet sich in "dramatischer Sackgasse"
Rahner äußerte sich bei einem Frauenforum, zu dem die Rottenburg-Stuttgarter Diözesanleitung sowie Diözesan- und Priesterrat in Württemberg eingeladen hatte. Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes sagte bei der Veranstaltung, die Kirche habe nicht gelernt, mit den Freiheitsrechten der Moderne klarzukommen; die Kirche sei "in einer dramatischen Sackgasse". Die katholische Reformdebatte Synodale Weg werde scheitern, so Hermes.
Der Rottenburger Generalvikar Clemens Stroppel ist es nach eigenem Bekunden ebenfalls leid, sich "jeden Tag an diesem Thema abarbeiten zu müssen". Die Verkündigung des Glaubens stehe in Frage. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst erneuerte seine Forderung, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden könnten. Dies könne allerdings nicht ohne Zustimmung der Weltkirche geschehen.
Diözesanratsprecher Johannes Warmbrunn sieht nach eigenem Bekunden "Gestaltungsmöglichkeiten", die genutzt werden könnten. Es gelte der Grundsatz: einfach machen. Es dürfe nicht zum Auszug aller reformorientierten Christen aus ihrer Kirche kommen. Erörtert wurde bei der Veranstaltung unter anderem auch, ob Frauen nicht beispielsweise die Sakramente der Taufe und der Krankensalbung spenden oder als Assistentin einer Eheschließung wirken könnten. (KNA)