Kirche: Anti-"Wessi"-Kampagne der Linkspartei "falsch und unnötig"
Die Anti-"Wessi"-Kampagne der Linkspartei in Sachsen-Anhalt stößt bei der katholischen Kirche in dem Bundesland auf scharfe Ablehnung. Die Kampagne sei "falsch und unnötig", erklärte der Leiter des Katholischen Büros in Sachsen-Anhalt, Stephan Rether, am Samstag auf Anfrage von katholisch.de. Auf den ersten Blick wirke die Kampagne der Partei nur Aufmerksamkeit erheischend. "Bei näherem Hinsehen aber spaltet sie unsere gesamtdeutsche Gesellschaft und führt die Partei zurück in die Vergangenheit einer SED und PDS", so Rether wörtlich. Er selbst fühle sich zwar nicht beleidigt, aber doch "sehr betroffen". Rether stammt aus dem Münsterland und lebt nach eigenen Angaben seit drei Jahrzehnten in Sachsen-Anhalt.
In der vergangenen Woche hatte die Linkspartei in Sachsen-Anhalt ihre Plakate für die Landtagswahl am 6. Juni präsentiert. Dabei erregte ein Motiv besonderes Aufsehen: Es zeigt ein Kind, das einen großen Hund an einer Leine zieht und darunter den provokanten Spruch "Nehmt den Wessis das Kommando". Das Plakat löste nach seiner Präsentation empörte Reaktionen aus. Landesbildungsminister Marco Tullner (CDU) nannte es "inakzeptabel", die Grünen-Spitzenkandidatin Cornelia Lüddemann zeigte sich "erschüttert" und betonte: "Ich dachte, alle Menschen seien grundsätzlich gleich, und es käme auf Wollen und Werte an." Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), übte ebenfalls Kritik. "Ich halte von dieser Parole nichts", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Sie wundert mich aber auch nicht. Die Linkspartei lebte ja schon immer von einer Mischung aus schlechtreden, Spaltung betreiben und jammern."
Linke-Spitzenkandidatin sieht Plakat als "Volltreffer"
Die Spitzenkandidatin der Linkspartei in Sachsen-Anhalt, Eva von Angern, sprach mit Blick auf das Plakat hingegen von einem Volltreffer. "Die Heftigkeit in der Debatte zeigt, dass es wahr ist und wir einen Nerv getroffen haben. Wir haben etwas angesprochen, das viele Menschen im Osten umtreibt." Gleichwohl betonte ein Sprecher der Partei inzwischen, dass es sich bei dem Plakat nicht um ein offizielles Motiv der Wahlkampagne gehandelt habe. Warum das Plakat trotzdem vor den Medien präsentiert worden sei, könne er nicht beantworten. Im Wahlkampf soll das Motiv laut Medienberichten nicht genutzt werden.
Unabhängig von der Debatte um das Plakat haben mehrere Untersuchungen in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Ostdeutsche in Führungspositionen unterrepräsentiert sind – und zwar sowohl gesamtdeutsch als auch in Ostdeutschland selbst. So wurden zuletzt etwa alle oberen Gerichte im Osten von Westdeutschen geführt – und das mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Linken-Politikerin von Angern sprach in diesem Zusammenhang im Berliner "Tagesspiegel" von einer "gläsernen Decke", die auch von denjenigen, die nach 1990 in Ostdeutschland geboren worden seien, nicht durchbrochen werde. (stz)