Spekulationen über Konflikte der bisherigen Amtsträger mit Erzbischof Aupetit

Spannungen im Erzbistum Paris? Zwei neue Generalvikare

Veröffentlicht am 03.05.2021 um 12:55 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Das Erzbistum Paris bekommt im Herbst zwei neue Generalvikare, nachdem die bisherigen Amtsinhaber ihre Stellen gekündigt hatten. Medien spekulieren nun über den Grund für die Rücktritte – und sprechen von Spannungen mit Erzbischof Michel Aupetit.

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Das Erzbistum Paris bekommt zwei neue Generalvikare: Michel Gueguen (62), gebürtig aus Oran (Algerien), und den spätberufenen Ex-Richter Emmanuel Tois (55), beide Pfarrer von Pariser Stadtgemeinden. Sie folgen zum 1. September auf Alexis Leproux (51) und Benoist de Sinety (53), die beide zuletzt ihre Stellung kündigten.

Die katholische Tageszeitung "La Croix" (Montag) spekuliert über Spannungen mit Erzbischof Michel Aupetit (70; Foto), ohne über konkrete Anlässe oder Hintergründe zu berichten. Die Generalvikare als Verwaltungschefs ergänzen die Bistumsleitung mit dem Erzbischof an der Spitze und den drei Weihbischöfen Denis Jachiet (59), Thibault Verny (55) und Philippe Marsset (63).

Der Generalvikar ist der persönliche Stellvertreter des Bischofs in allen Verwaltungsaufgaben und handelt in dessen Auftrag und mit gleicher Vollmacht. Deshalb wird er auch als das "alter ego" des Diözesanbischofs bezeichnet. Der Generalvikar wird gemäß Codex Iuris Canonici vom Bischof "frei ernannt" und kann von ihm auch "frei abberufen" werden. Mit dem Ende der Amtszeit oder dem Tod des Bischofs enden automatisch auch seine Befugnisse. Dem Generalvikar kommt, von einigen Ausnahmen abgesehen, kraft Amtes in der ganzen Diözese die ausführende Gewalt zu, die der Diözesanbischof von Rechts wegen hat. In der Regel gibt es in einer Diözese nur einen Generalvikar, es sei denn, die Größe der Diözese, die Zahl der Einwohner oder andere pastorale Gründe legen die Berufung mehrerer Generalvikare für ein Bistum nahe.

Eine der renommiertesten Diözesen der Weltkirche

Das Erzbistum Paris gehört zu den renommiertesten Diözesen der katholischen Weltkirche. Im Mittelalter gehörte das Bistum Paris noch zur Kirchenprovinz Sens; erst 1622 wurde es zum Erzbistum erhoben. Frankreichs Hauptstadt, in deren Einzugsgebiet heute rund 12,5 Millionen Menschen leben, wurde 1966 kirchlich neu aufgeteilt. Damals entstanden unter dem Dach der Kirchenprovinz Paris die neuen Diözesen Creteil, Evry-Corbeil-Essonnes, Nanterre, Pontoise und Saint-Denis; hinzu kommen die Bistümer Versailles (seit 1802) und Meaux, gegründet im 3. Jahrhundert.

Im Bereich des Erzbistums Paris selbst leben heute gut 2,2 Millionen Menschen; davon sind rund 1,35 Millionen katholisch getauft, ein Anteil von 60 Prozent. Sie werden seelsorglich betreut von gut 800 Welt- und 550 Ordenspriestern sowie etwa 100 Ständigen Diakonen. Seit 2003 ist die Erzdiözese Teil eines weltkirchlichen Projekts zur Erneuerung der Großstadtpastoral. (mal/KNA)