Vatikan-Arbeitsgruppe zur Exkommunizierung von Mafiosi eingerichtet
Der Vatikan hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit der Exkommunizierung von Mafiamitgliedern befasst. Das Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen teilte am Sonntag mit, dass eine Arbeitsgruppe "sulla scomunica alle mafie" ("zur Exkommunikation von Mafias") mit dem Ziel eingerichtet wurde, "das Thema zu vertiefen, mit den Bischöfen der Welt zusammenzuarbeiten, Initiativen zu fördern und zu unterstützen".
Die Gruppe besteht aus acht Mitgliedern. Dazu gehören die ehemalige Gesundheits- und Familienministerin Rosy Bindi, die Vorsitzende des gemeinsamen Anti-Mafia-Ausschusses der italienischen Parlamentskammern war, der ehemalige mit Mafia-Fällen betraute Staatsanwalt und heutige Vatikan-Richter Giuseppe Pignatone und ein Experte des Dikasteriums für Korruptionsbekämpfung, Vittorio V. Alberti. Außerdem wurden mehrere Geistliche in die Gruppe berufen, die sich gegen die Mafia engagieren: der sizilianische Erzbischof Michele Pennisi, der Gründer der Anti-Mafia-Dachorganisation "Libera", Luigi Ciotti, und der Vizepräsidenten von "Libera", Marcello Cozzi, der neapolitanische Gefängnisseelsorger Raffaele Grimaldi sowie der Seelsorger für die griechisch-katholischen Rumänen in Italien, Ioan Alexandru Pop.
Seligsprechung von Anti-Mafia-Richter Livatino
Die Ankündigung der Arbeitsgruppe fiel mit der Seligsprechung von Rosario Livatino am Sonntag zusammen. Der Richter wurde 1990 durch ein Kommando der kriminellen Organisation "Stidda" ermordet. Papst Franziskus erkannte den Tod des engagierten Katholiken per Dekret als Martyrium an. In seiner Ansprache zum Regina Coeli bezeichnete der Papst Livatino als Vorbild für alle Richter. Er habe sich im Kampf gegen die Mafia niemals korrumpieren lassen und sei bis zu seinem heldenhaften Tod im Alter von 37 Jahren ein "Zeuge des Evangeliums" gewesen.
Das Datum der Seligsprechung erinnert an den Besuch von Papst Johannes Paul II. auf Sizilien, wo er in einer historischen Rede am 9. Mai 1993 in Agrigent der Mafia das Gericht Gottes androhte. Auch Papst Franziskus hat den Kampf gegen die verschiedenen Formen der organisierten Kriminalität zu einem Schwerpunkt gemacht. 2014 hatte er bei einem Besuch in der "'Ndrangheta"-Hochburg Kalabrien erklärt: "Jene, die den Weg des Bösen gehen, so wie es die Mafiosi tun, sind nicht in Gemeinschaft mit Gott. Sie sind exkommuniziert." Zum nationalen Gedenktag für die Opfer der Mafia im März hatte der Papst mit Blick auf das organisierte Verbrechen von "Strukturen der Sünde" gesprochen, die dem Evangelium entgegengesetzt seien und Glauben mit Götzendienst vertauschten.
Die Kirche in Italien und der Papst wenden sich regelmäßig gegen Vereinnahmungen der Kirche durch die Mafia. Bereits 2020 hatte die Internationalen Marianische Päpstliche Akademie eine Anti-Mafia-Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese beschäftigt sich unter anderem damit, wie Ehrenbezeugungen bei religiösen Prozessionen, bei denen Marienstatuten vor den Häusern der Clan-Chefs "verneigt" werden, unterbunden werden können. (fxn)