Ein Ökumenischer Kirchentag am Computerbildschirm
Ein buntes Gewusel von Zehntausenden Teilnehmern, viele mit umgehängten Kirchentagsschals: So stellte man sich auch den 3. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in Frankfurt am Main vor – bis Corona kam. In der Folge wurde das Christentreffen zu einem größtenteils digitalen Ereignis umgestaltet, das den außergewöhnlichen Umständen der Pandemie geschuldet ist.
Die Ansage der Veranstalter auf der ÖKT-Homepage ist unmissverständlich: "Wir raten von einer Anreise nach Frankfurt ausdrücklich ab." Ohnehin gibt es vor Ort in Frankfurt im geänderten Format sehr wenig zu sehen. Statt bequemen Schuhen lohnt sich dieses Mal eine stabile Internetverbindung. Der katholische Kirchentagspräsident Thomas Sternberg formulierte es so: "Da die Menschen nicht nach Frankfurt kommen können, kommt der 3. ÖKT zu ihnen nach Hause."
Das Leitmotiv "schaut hin" des am Donnerstag beginnenden ÖKT 2021 bekommt damit eine ganz neue Bedeutung: Das Meiste vom ÖKT ist nur zu sehen, wenn man auf einen Bildschirm blickt. Als das an einen Sonnenaufgang erinnernde Kampagnenmotiv am 15. April 2020 vorgestellt wurde, rechneten die Veranstalter noch mit einem "echten analogen Kirchentag" – so die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg damals. Mehr als 100.000 Besucher bei etwa 2.000 öffentlichen Veranstaltungen wollte man anlocken.
Völlig neues Format wegen steigender Infektionszahlen
Doch die Infektionszahlen stiegen und stiegen – und nach langem Abwägen fiel die Entscheidung für einen digitalen Kirchentag. Da ein völlig neues Format für den ÖKT 2021 entwickelt wurde, sei auch ein neuer Haushalt aufgestellt worden, der "unter 20 Millionen Euro liegen" soll, so ÖKT-Pressesprecher Mario Zeißig.
Nur wer aus der Frankfurter Region kommt, kann an einem ÖKT-Gottesdienst vor Ort teilzunehmen – "falls es die Corona-Auflagen erlauben". Also an einem der konfessionellen Gottesdienste am Samstagabend (15. Mai) und am Schlussgottesdienst am Sonntag (16. Mai) auf der Weseler Werft am Main.
Ökumenische Sensationen – wie von manchem erhofft – sind da nicht zu erwarten, doch aber vorsichtige weitere Schritte. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat klar geäußert, dass es keine "gemeinsamen" Mahlfeiern durch Geistliche verschiedener Konfessionen geben werde. Zuletzt bekräftigte er aber mit Blick auf die Kommunion seinen Willen zu einer Öffnung der katholischen Eucharistiefeiern für Protestanten: "Wer im Gewissen glaubt, was gefeiert wird in der anderen Konfession, der wird auch hinzutreten können und nicht abgewiesen."
Der Kirchentag wird auch nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, "ein kräftiges Zeichen für die Ökumene setzen". Auf dem Weg zu "wechselseitiger Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl" dürfe man sich nicht durch Hindernisse entmutigen lassen, so Bedford-Strohm in der Zeitschrift "chrismon" (Mai-Ausgabe).
Eröffnungsgottesdienst könnte spektakulär werden
Am Samstagabend will Bischof Bätzing an der vom Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz zelebrierten Messe im Frankfurter Dom teilnehmen. Dieser und weitere Gottesdienste werden zudem auf der ÖKT-Homepage live gestreamt, wie der Großteil des digitalen Programms. Es gibt zudem eine ÖKT-App. Einige Podien, vor allem solche mit prominenten Politikern, werden vorproduziert und am Samstag ausgestrahlt – etwa eine Dialogveranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Die Eröffnung des Kirchentages könnte spektakulär werden: Geplant ist ein ökumenischer Gottesdienst von einem Parkdeck in der Frankfurter Innenstadt mit Blick auf die Skyline – symbolträchtig an "Christi Himmelfahrt" (13. Mai), live um 10.00 in der ARD übertragen. Der genaue Ort des Parkdecks soll vorher nicht veröffentlicht werden, um Menschenansammlungen in der Pandemie zu vermeiden.
Am Kirchentags-Samstag wird es dann rund 80 Veranstaltungen geben: Von 9.00 bis 19.00 Uhr sieht das digitale Programm zehn Schwerpunktthemen vor. Einem Thema wird jeweils eine Stunde gewidmet: Beispielsweise geht es um Ökumene, Kirche und Macht, Zusammenleben, internationale Verantwortung oder die Klimakrise. Angeboten werden zudem "digitale Stehtische", gewissermaßen ein virtueller Begegnungsort auf der ÖKT-Website, wo man Leute ungezwungen kennenlernen kann – fast wie "in echt".