Kritik an katholischer Hochzeit von Boris Johnson
Die Hochzeit des britischen Premierministers Boris Johnson in einer katholischen Kathedrale sorgt für Kritik innerhalb der Kirche. Im Zentrum steht dabei, dass der Katholik Johnson trotz zweier vorhergehender Ehen nach katholischem Ritus getraut wurde. Er hatte sich erst im vergangenen Jahr scheiden lassen.
Johnson und Carrie Symonds heirateten am Samstag in der Westminster Cathedral in London im kleinen Kreis, wegen der Coronabestimmungen waren nur 30 Gäste anwesend. Die Hochzeit war möglich, da Johnson seine ersten beiden Ehefrauen nicht kirchlich geheiratet hatte, aus katholischer Sicht waren diese Ehen damit nicht gültig. Mit seiner zweiten Ehefrau Marina Wheeler hat Johnson vier Kinder.
Kritik an Ungleichbehandlung
Der Liverpooler Priester Mark Drew kritisierte auf Twitter, Johnson dürfe in der Kathedrale heiraten "während ich praktizierenden Katholiken mit gutem Glauben, die eine zweite Heirat möchten, sagen muss, dass das nicht geht". Theologieprofessor Francis Davis nannte es "herzlos", mit diesem Akt die beiden bisherigen Ehefrauen von Johnson und die gemeinsamen Kinder mit dieser kirchlichen Hochzeit zu negieren. Auch der Religionsjournalist Christopher Lamb sieht die Hochzeit kritisch. Die Kirche könne zwar durchaus "einladender" sein, allerdings: "Sie war einladend gegenüber Boris Johnson, warum nicht auch gegenüber anderen?"
Johnson ist seit fast 200 Jahren der erste britische Premierminister, der im Amt heiratet, vor ihm tat dies nur Robert Banks Jenkinson im Jahr 1822. Zudem ist Johnson der erste getaufte Katholik in diesem Amt, wenn er sich auch während seiner Studienzeit im Eton College anglikanisch konfirmieren ließ und damit eigentlich die Exkommunikation aus der katholischen Kirche auf sich gezogen hat. Seine Ehefrau Symonds ist praktizierende Katholikin.
Wegen dieser Umstände sieht die britische Publizistin und Kirchenexpertin Catherine Pepinster die jetzige katholische Eheschließung wohlwollender: "Er scheint ein verlorener Sohn zu sein, der zurückkehrt", schrieb sie auf Twitter. "Katholisch getauft, Mitglied der Church of England geworden, anderswo verheiratet, kann jetzt eine katholische Hochzeit haben." (cph)