Wunder für Pater Jeningen und heroischer Tugendgrad Robert Schumans anerkannt

Deutscher Jesuit und EU-Gründervater auf dem Weg zur Seligsprechung

Veröffentlicht am 19.06.2021 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ein Volksheiliger und ein Pionier der Völkerfreundschaft sind der Seligsprechung einen Schritt näher gekommen: Für den Volksmissionar Pater Philipp Jeningen und den französischen Außenminister Robert Schuman hat der Papst nun wichtige Weichen gestellt.

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Der deutsche Jesuit Philipp Jeningen (1642–1704) und der Pionier der deutsch-französischen Aussöhnung Robert Schuman (1886–1963) sind der Seligsprechung einen Schritt näher gekommen. Das Vatikanische Presseamt teilte am Samstag mit, dass für Jeningen ein Wunder anerkannt und Schuman der heroische Tugendgrad zuerkannt wurde.

Jeningen, der den Beinamen "der gute Pater" trägt, war ein Volksmissionar und Mystiker und wird als Apostel des Virngrundes auf der Ostalb (heutiges Baden-Württemberg) verehrt. Der Pater war bekannt für seinen asketischen Lebenswandel und hatte eigentlich eine Missionstätigkeit in Indien angestrebt, seine Oberen setzten den in Eichstätt Geborenen aber in Schwaben ein. Bereits 1920 wurde von seinem Orden, der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Diözese Rottenburg-Stuttgart der Antrag in Rom gestellt, ein Seligsprechungsverfahren anzustrengen, das 1945 aufgenommen wurde. 1989 wurde ihm der heroische Tugendgrad zuerkannt. Mit der Anerkennung des Wunders einer unerklärlichen Heilung eines Mannes auf Fürsprache Pater Philipps steht nun der Weg zu einer Seligsprechung offen.

Mehrere Gründerväter der EU auf dem Weg zur Ehre der Altäre

Das diözesane Verfahren für den französischen Ministerpräsidenten Robert Schuman, der als ein Vater der EU gilt, wurde 2004 in seiner Heimatdiözese Metz abgeschlossen. Schuman wurde als Reichsdeutscher in Luxemburg geboren und wurde mit der Rückkehr Lothringens an Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg französischer Staatsbürger. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Teil der Résistance im Widerstand. Als Außenminister (1948–1952) setzte er sich schon früh für die deutsch-französische Aussöhnung ein und legte mit dem Schuman-Plan zur Schaffung einer Montanunion den Grundstein für die europäische Einigung. Mit der Zuerkennung des heroischen Tugendgrads darf er nun als "ehrwürdiger Diener Gottes" bezeichnet werden. Die Verleihung erfolgt auf Grundlage der Prüfung des Lebenswandels durch die Heiligsprechungskongregation. Zur Seligsprechung bedarf es noch der Anerkennung eines auf die Fürsprache des Verstorbenen gewirkten Wunders.

Schuman ist einer von mehreren demokratischen Politikern, für die eine Seligsprechung erwogen wird. Im vergangenen Jahr hatte das Bistum St. Pölten die Vorbereitung eines Seligsprechungsverfahrens von Leopold Figl, dem ersten Nachkriegs-Bundeskanzler Österreichs, angekündigt. Bereits 1993 hat die Diözese Trient einen Seligsprechungsprozess für den italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi (1881–1954) eröffnet. Auf Anfrage von katholisch.de teilte das Erzbistum Köln allerdings im vergangenen Jahr mit, dass es für den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1867–1967), der mit De Gasperi und Schuman zu den Gründervätern der europäischen Einigung gehört, "zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Überlegungen" gebe, ein Seligsprechungsverfahren einzuleiten. Bereits 2012 wurde die österreichische Sozialreformerin und Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, Hildegard Burjan, seliggesprochen. Sie gehörte zu den ersten Frauen im österreichischen Parlament. (fxn)