Churer Bischof: Forscher können hundertprozentig unabhängig arbeiten

Schweizer Bischofskonferenz plant ab Herbst Missbrauchsstudie

Veröffentlicht am 20.06.2021 um 10:05 Uhr – Lesedauer: 

Chur ‐ Acht Jahre nach den deutschen Bischöfen will im Herbst auch die Schweizer Bischofskonferenz eine Studie zu sexualisierter Gewalt starten. Dabei solle alles auf den Tisch kommen, so der Churer Bischof Joseph Bonnemain.

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Die Schweizer Bischofskonferenz wird voraussichtlich im Herbst eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche des Landes starten. Die entsprechenden Verträge mit unabhängigen Wissenschaftlern seien "in Bearbeitung", sagte der Churer Bischof Joseph Bonnemain am Samstag dem Internetportal kath.ch. Zuvor sei es erforderlich gewesen, alle Bistümer, Ordensgemeinschaften, andere religiöse Gemeinschaften sowie die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) zur Beteiligung an der Studie zu motivieren. "Das hat viel Energie gekostet – ist aber für die Studie sehr wichtig. Ich bin optimistisch, dass wir im Herbst grünes Licht für ein entsprechendes Pilotprojekt geben können", so Bonnemain.

Die Namen der Forscher, die die Studie umsetzen sollen, würden erst im Herbst kommuniziert. "Aber ich kann Ihnen versichern: Die Studie macht nur Sinn, wenn alles auf den Tisch kommt und die Forscherinnen und Forscher hundertprozentig unabhängig arbeiten können", so der Churer Bischof weiter. Er rechne fest damit, dass im Zuge der Untersuchung alte Missbrauchsfälle zum Vorschein kämen. Die Mehrheit er Opfer brauche 30 bis 40 Jahre, um sich überhaupt zu melden. Von daher rechne er mit weiteren Opfern von verjährten Fällen.

Bonnemain betonte, dass er in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Sekretär des Fachgremiums "Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld" der Schweizer Bischofskonferenz viel gelernt und viel Schmerzhaftes erlebt habe. "Der Missbrauch hat meinen Glauben ausgeweitet. Und mich darin bestärkt, das Richtige für die Menschen zu tun und nicht die Institution zu schonen", so der Bischof wörtlich. Die Kirche dürfe sich bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nicht mit dem Bisherigen zufrieden geben. Theorien über Umkehr, Reue und Anerkennung der Schuld reichten nicht. "Wir müssen Taten liefern und weiterhin entschlossen aufklären und Prävention leisten", so der 72-Jährige. (stz)