Nach Messerangriff mit drei Toten und sieben Verletzten

Gedenkfeier im Würzburger Dom: Entsetzen, Trost und Mahnungen

Veröffentlicht am 27.06.2021 um 17:35 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Nach der Würzburger Messerattacke hat am Sonntag ein Akt des Erinnerns an die Opfer im Dom der Stadt stattgefunden. Neben Angehörigen und Rettern nahmen daran auch hochrangige Würdenträger teil. Der Angreifer sitzt derweil in Haft.

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Vertreter von Religion und Politik haben am Sonntag bei einer Gedenkfeier im Würzburger Kiliansdom der Opfer der Messerattacke gedacht. Dabei dankte Würzburgs katholischer Bischof Franz Jung allen Nothelfern vom Freitag und sagte: "Mit einem Schlag wurde uns wieder ins Bewusstsein gerufen, wie brüchig unsere scheinbare Normalität ist. Statt in ein ruhiges Wochenende überzuleiten, riss der letzte Freitagabend uns aus unserer Ruhe heraus, bescherte uns Stunden quälender Ungewissheit und hinterließ uns in Schockstarre und Angst."

Die daraus resultierende Hilflosigkeit zeige die Endlichkeit des Menschen, so Jung. "Gerade in dieser Hilflosigkeit wollen wir heute einfach Präsenz zeigen. Wir wollen aushalten. Aushalten unsere eigene Ohnmacht. Aushalten bei den Angehörigen der Toten und Verletzten, denen unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt in dieser so schweren Stunde."

Das Irrationale an der Tat mache Angst. "Es erschüttert unser Vertrauen in andere Menschen. Es erschüttert unser Vertrauen in eine stabile Ordnung menschlichen Zusammenlebens." Er wolle daher "bitten um Frieden und Versöhnung angesichts der erfahrenen Schrecken. Denn nur so wird nach den Tagen der Trauer ein Neuanfang möglich werden, über dem der Segen Gottes liegt", ergänzte Jung.

"Es bleibt völlig unfassbar"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: "Es bleibt völlig unfassbar." Die Opfer hätten sich kurz vor der Attacke wohl aufs Wochenende gefreut, vielleicht sogar noch Urlaubspläne gemacht. Dann diese Tat. Als gläubiger Christ frage er sich: "Wie konnte Gott das zulassen?" Zugleich mahnte Söder: "Mit Vorverurteilungen lindert man keinen Schmerz, wir dürfen so eine hasserfüllte Tat niemals mit Hass oder Rache beantworten."

Söder verwies zudem darauf, "wie sich Menschen verhalten haben". Viele hätten ohne Rücksicht aufs eigene Leben geholfen, Rettungskräfte sowieso, aber auch Bürgerinnen und Bürger, auch solche mit Migrationshintergrund. In all dem Grauen sei dies ein "ganz kleiner Lichtstrahl".

Unter den Trauergästen waren neben Angehörigen und Rettungskräften auch Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU), der in Würzburg lebende Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, Gisela Bornowski, evangelische Regionalbischöfin des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg, sowie Ahmet Bastürk, Sprecher der Würzburger Moscheegemeinden.

Bei der Tat am Freitagnachmittag nahe des zentralen Würzburger Barbarossa-Platzes wurden drei Frauen getötet und sieben Menschen teils schwer verletzt. Der Angreifer wurde per Beinschuss gestoppt, er ist in Haft. Den Ermittlern zufolge befindet sich der 24-jährige Somalier im Rahmen eines Asylverfahrens legal in Deutschland. Er sei schon früher durch Gewaltbereitschaft aufgefallen und psychiatrisch behandelt worden. Zeugen zufolge rief der Mann während der Attacke "Allahu akbar" ("Gott ist größer"). Gegenüber Beamten sei zudem der Begriff "Dschihad" gefallen. (KNA)