Ackermann: Bistum muss bei Aufarbeitung unschöne Dinge aushalten
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann setzt große Hoffnung auf die Aufarbeitungskommissionen in den Bistümern. Er erwarte, dass "wir der Wahrheit des Bistums nach der geleisteten Arbeit ehrlicher ins Gesicht schauen können", sagte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) am Mittwochabend in Dielheim. Er äußerte sich bei einer Veranstaltung des religionspolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Lars Castellucci, in Dielheim (Baden-Württemberg).
Im Bistum Trier ist die institutionelle Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch am Wochenende gestartet. Die sieben Mitglieder der Aufarbeitungskommission waren für ein erstes Treffen zusammengekommen. Zum kommissarischen Sprecher bestimmten die Mitglieder den Juristen und früheren rheinland-pfälzischen Justizminister Gerhard Robbers. In vielen anderen Bistümern gibt es diese Kommissionen bereits. Die Einrichtung solcher Gremien wurden in der Gemeinsamen Erklärung vereinbart, die die Bischofskonferenz 2020 mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, unterzeichnet hat.
"Da könnten unschöne Sachen dabei sein"
Die Kommissionen sollten helfen, Strukturen aufzudecken, die Missbrauchstaten begünstigen könnten. "Da könnten unschöne Sachen dabei sein", so Ackermann, "aber das muss die Bistumsöffentlichkeit aushalten." Er sei überzeugt, dass die Aufarbeitungskommissionen in den Bistümern unabhängig arbeiten könnten, wie es vorgesehen sei. Schließlich hätten die dort sitzenden, teils prominenten Mitglieder auch einen Ruf zu verlieren.
Nach dem Start am Wochenende hatte Ackermann betont, dass das Trierer Gremium unabhängig handeln könne und er die Arbeit unterstützen werde: "Die Kommission bekommt vollen Zugang zu den Akten", so der Bischof. Er teilte ferner mit, die Kommission gebeten zu haben, drei Fälle besonders in den Blick zu nehmen: die Ära des früheren Trierer Bischofs Bernhard Stein (1904-1993), der von 1967 bis 1980 dort Oberhirte war, den Fall einer Gemeinde im Saarland sowie den Fall einer erwachsenen Frau, die unter dem Pseudonym Karin Weißenfels von geistlich-sexuellem Missbrauch durch einen Priester und dessen mutmaßlichen Komplizen berichtet. (tmg/KNA)