Ortskirchen müssten Rom Tempo der Veränderung vorgeben

Schüller kritisiert Lüdecke: Keine Alternative zum Synodalen Weg

Veröffentlicht am 25.08.2021 um 15:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke hatte den Synodalen Weg kürzlich als bloße "Täuschung" der Gläubigen bezeichnet. Kritik daran erntet er nun von seinem Münsteraner Kollegen Thomas Schüller – der auf echte Reformen hofft.

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Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hat seinen Bonner Kollegen Norbert Lüdecke kritisiert, weil dieser den Synodalen Weg in seiner neuesten Publikation als "Täuschung" bezeichnet hatte. Zwar sieht auch Schüller es in seinem Gastbeitrag im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag) kritisch, dass die Beschlüsse des Reformprojekts für die Bischöfe nicht bindend seien. Aber: "Was wären denn inhaltlich die Alternativen zum Synodalen Weg, wenn man in der Kirche zumindest im Kampf gegen Missbrauch - um der gequälten Kinder und Jugendlichen - vorankommen will?", fragte er.

Lüdecke hatte in seinem Buch "Die Täuschung. Haben Katholiken die Kirche, die sie verdienen?" dem Reformdialog in der katholischen Kirche in Deutschland ein äußerst schlechtes Zeugnis ausgestellt. Laienkatholiken würden über die Absichten der kirchlichen Hierarchie getäuscht, die nicht zu wirklichen Reformen bereit sei, so der Kirchenrechtler. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, wies die Kritik Lüdeckes zurück.

Weiter hofft Schüller auf wirkliche Veränderungen in der Kirche durch den Synodalen Weg. Die dort gefassten Beschlüsse wie zur Machtkontrolle und zur Sexualmoral würden "hoffentlich mit einer großen Mehrheit reformwilliger deutscher Bischöfe einschneidende Änderungen im weithin männerbündisch korrumpierten System der katholischen Kirche anstoßen", schrieb der Theologe. "Die Kirchen vor Ort müssen Rom das Tempo der Veränderung diktieren." Die Teilnehmenden des Synodalen Wegs wollen Ende September zur zweiten Vollversammlung in Frankfurt zusammenkommen. (tmg/KNA)