Erzbischof Schick nennt Anschlag am Flughafen Kabul "teuflisch"
Nach den Explosionen nahe dem Kabuler Flughafen mit Dutzenden Toten hat sich der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, entsetzt gezeigt. "Die Selbstmordanschläge sind teuflisch", schrieb Schick am Freitag auf Twitter. "Die Schutzbedürftigen müssen in Sicherheit gebracht werden", forderte er. Die Bilder und Berichte aus Afghanistan zerrissen einem das Herz. "Wir trauern um die Getöteten und erbitten Genesung den Verletzten." Schick rief außerdem dazu auf, um Versöhnung und Frieden zu beten.
Auch der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich bestürzt. "Die terroristischen Attacken am Flughafen von Kabul sind ein Akt mitleidloser und enthemmter Gewalt", schrieb Bätzing am Freitag in den Social-Media-Kanälen der DBK. Viele Menschen seien getötet, noch mehr schwer verwundet worden. "Diejenigen, die Opfer der schändlichen Taten geworden sind, waren verängstigte Menschen, die alles daran setzten, das ihnen feindlich gewordene Land zu verlassen", so der Limburger Bischof. "Und es waren Soldaten, die trotz des Risikos für sich selbst einen lebensrettenden Dienst geleistet haben. Wir alle stehen in ihrer Schuld." Bätzing sicherte den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden sein Gebet zu.
Dutzende Tote
Bei den Explosionen an dem Flughafen am Donnerstag starben Dutzende Menschen, darunter mindestens 13 US-Soldaten. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Medienberichten zufolge reklamierte die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) den Anschlag für sich.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb US-Präsident Joe Biden, dass Deutschland fest an der Seite der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus stehe. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der tapferen amerikanischen Soldaten, die ihr Leben gaben, um das Leben anderer zu retten. Mit ihrem mutigen Einsatz haben sie auch die Evakuierung vieler Deutscher und tausender afghanischer Ortskräfte erst möglich gemacht", so Steinmeier in einem Kondolenzschreiben.
Die Islamforscherin Susanne Schröter hält in Afghanistan bürgerkriegsähnliche Zustände für möglich. Diese seien zu befürchten, weil mit den Taliban und dem IS zwei Gruppen in Konkurrenz stünden, sagte Schröter im ZDF-Morgenmagazin. "Das wäre die schlimmste Variante." Nun konkurrierten Taliban und IS um Macht, Einfluss und Deutungshoheit. Das zeige, dass die Taliban das Land nicht komplett beherrschten. Zu befürchten sei, dass es in Afghanistan in der nächsten Zeit zu viel Chaos kommen werde.
Realität sei "herzzerreißend"
World Vision warnte davor, dass in Afghanistan Millionen Kinder in höchstem Maße gefährdet seien. Die humanitäre Lage im Land habe sich in den vergangenen Monaten bereits durch Dürre-Perioden und die Pandemie dramatisch verschlechtert. "Jedes Kind träumt von Frieden, Bildung, einer nahrhaften Mahlzeit und einer Chance, sein Potenzial zu entfalten", sagte der Präsident der Kinderhilfsorganisation, Andrew Morley. Doch die Realität sei "herzzerreißend". Es müsse weiter zusammengearbeitet werden, um Würde und Schutz zu gewährleisten und jedes Mädchen und jeden Jungen in dem Land zu stärken.
Pro Asyl kritisierte unterdessen die Bundesregierung für den Kriterienkatalog, der schutzbedürftige Afghanen ausweise. Dieser sei "viel zu eng gefasst". Die Menschenrechtsorganisation forderte, auch weiteren gefährdeten Personen die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen. (tmg/KNA)
27.08.21, 16.40 Uhr: Ergänzt um weitere Wortmeldungen