Fall Pastor Latzel: Theologisches Gutachten soll Klärung bringen
Im Fall des wegen Volksverhetzung angeklagten Bremer Pastors Olaf Latzel (53) hat das Landgericht Bremen ein theologisches Gutachten in Auftrag gegeben. Es soll Aufschluss geben, inwieweit die umstrittenen Äußerungen des evangelischen Geistlichen zu Homosexualität und Gender-Theorie von der Bibel gedeckt sind, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. Zuerst hatte der "Weser-Kurier" darüber berichtet.
Das Amtsgericht Bremen hatte den Pastor Ende November wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt. Er soll in einem Eheseminar zum Hass gegen Homosexuelle und Intergeschlechtliche angestachelt haben. Latzel hatte Berufung gegen das Urteil eingelegt, über die nun das Landgericht Bremen entscheiden muss.
Die Berufungsverhandlung, in der das Gutachten vorgestellt werden soll, wird laut dem Sprecher nicht vor Anfang nächsten Jahres stattfinden. Die zuständige Kammer sei bis Dezember ausgebucht.
Was sagt die Bibel?
Das schriftliche Gutachten solle nicht nur klären, was die Bibel zu Homosexualität und zur Gender-Theorie sage, sondern auch, was für die Arbeit eines Pastors daraus folge, erklärte der Sprecher. Als Autor sei auf Vorschlag des Verteidigers Latzels der evangelisch-methodistische Theologe Christoph Raedel gewonnen worden, der an der Freien Theologischen Hochschule Gießen lehrt. Ihm sei ein Fragenkatalog vorgelegt worden, der mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung abgestimmt sei.
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK), zu der Latzels Sankt-Martini-Gemeinde gehört, hatte ein Disziplinarverfahren gegen den Pastor eröffnet, das jedoch bis zum Abschluss des Strafverfahrens ruht. Nach dem Urteil des Amtsgerichts hatte die Kirche den Geistlichen vorläufig des Dienstes enthoben, diese Maßnahme aber auf Anraten der kirchlichen Disziplinarkammer im April wieder zurückgenommen. Seither darf Latzel wieder uneingeschränkt seinen Dienst ausüben und predigen.
Latzel hatte zuvor schon häufiger für Aufsehen gesorgt. So hatte der konservative Theologe, der sich als bibeltreu bezeichnet, 2015 Buddhisten, Katholiken und Muslime diffamiert. Die BEK hatte sich in der Vergangenheit wiederholt von den Äußerungen des Geistlichen distanziert. (KNA)