Fliegende Pressekonferenz im Anschluss an Slowakei-Reise

Papst: Kein Ehesakrament für Homosexuelle, aber Anspruch auf Seelsorge

Veröffentlicht am 15.09.2021 um 17:30 Uhr – Lesedauer: 

Bratislava/Rom ‐ Mit der traditionellen "fliegenden Pressekonferenz" ging die Slowakei-Reise des Papstes zu Ende: Auf dem Rückflug nach Rom schloss Franziskus ein Ehesakrament für Homosexuelle aus. Er unterstrich aber auch erneut ihren Anspruch auf Seelsorge.

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Papst Franziskus hat Forderungen nach der Öffnung des Ehesakraments für Homosexuelle eine Absage erteilt. Seine Haltung in dieser Frage sei "ganz klar", sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch auf dem Rückflug von Bratislava nach Rom. Dennoch hätten homosexuelle Paare Anspruch auf die pastorale Fürsorge der katholischen Kirche, so der Papst. Keinesfalls dürften Betroffene diskriminiert werden. Franziskus verwies zudem auf zivilrechtliche Möglichkeiten, die gleichgeschlechtlichen Paaren in vielen Ländern offenstünden, um ihr Zusammenleben abzusichern.

Der Papst äußerte sich bei dem als "fliegende Pressekonferenz" bekannten Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten auf dem Heimweg von seiner 34. Auslandsreise. Franziskus landete am Nachmittag auf dem römischen Flughafen Ciampino und beendete damit seine viertägige Reise nach Budapest und in die Slowakei. Unterwegs erteilte er auch Bemühungen eine Absage, Katholiken mit einer liberalen Haltung zur Abtreibungsfrage die Kommunion zu verweigern. "Die Kommunion ist keine Auszeichnung für perfekte Menschen", Vielmehr handele es sich um ein "Geschenk". In den Vereinigten Staaten hatten in den vergangenen Monaten Pläne der US-Bischöfe für ein Lehrschreiben zur "Eucharistie-Würdigkeit" zu einer Kontroverse geführt.

Eindrückliche Stationen bei 34. Auslandsreise

Begonnen hatte die erste Auslandsreise seit der Darm-OP des Papstes im Juli am Sonntag in Budapest. Dort feierte er mit rund 100.000 Menschen die Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses. Zudem traf er mit Ungarns Regierungsspitze um Ministerpräsident Viktor Orban zu einem Privatgespräch zusammen. Ab Sonntagabend besuchte Franziskus die Slowakei mit Stationen in Bratislava, Presov, und Kosice. Neben einer der größten Roma-Siedlung Europas besuchte er eine Sozialstation und traf sich mit Vertretern anderer christlicher Kirchen und jüdischer Gemeinden.

Papst Franziskus vor dem Holocaust-Denkmal in Bratislava
Bild: ©KNA/Paul Haring

Eine der eindrücklichsten Stationen während Franziskus' Slowakei-Besuch war die Begegnung mit der jüdischen Gemeinde von Bratislava am Montag.

Am Mittwochmorgen hatte Franziskus im nationalen Wallfahrtsort Sastin mit mehreren zehntausend Teilnehmern noch eine Messe gefeiert. Dort lobte er zum Abschluss seines Solwakei-Besuchs die Frömmigkeit des Landes, forderte die Slowaken aber gleichzeitig noch einmal auf, sich nicht mit Ritualen oder alten Traditionen zu begnügen. Christen sollten Dialog fördern, aufnahmebereit und solidarisch sein und das Leben schützen und bewahren. Der Papst wörtlich: "Der Glaube lässt sich nicht auf einen Zuckerguss reduzieren, der das Leben versüßt." Und weiter: "Bitte bleibt immer unterwegs, steht nicht still. Wenn die Kirche stillsteht, wird sie krank."

In der Berichterstattung der slowakischen Presse fand die Papstreise ein breites Echo. Der Papst habe in seinen Reden der Freiheit viel Raum eingeräumt, bilanziert die Zeitung "Dennik N" und warnte vor "dunklen Mächten der Mafia, Korruption und Ungerechtigkeit", die gegen die Säuberung der Gesellschaft kämpften. Aber es sei vorstellbar, "dass die Saat der Hoffnung", die der Papst gesät habe, keimen werde. (mfi/KNA)