Bischof Voderholzer: Synodaler Weg instrumentalisiert Missbrauch
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wirft dem Synodalen Weg eine "Instrumentalisierung des Missbrauchs" vor. Wie das Bistum am Dienstag mitteilte, betonte der Bischof in seiner Predigt zur Einführung neuer Mitglieder des Domkapitels, dass es seit Jahren ein ernsthaftes und erfolgreiches Bemühen um Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche gebe. "Dass jetzt von interessierter Seite weiter so getan wird, als sei bislang eigentlich nichts geschehen, dass ohne validen Institutionen-Vergleich und ohne historische Einordnung der Missbrauchsfälle die Besonderheiten der katholischen Kirche systemisch dafür verantwortlich gemacht werden, nährt meinen Verdacht, dass hier der sexuelle Missbrauch instrumentalisiert wird zum Versuch der Umgestaltung der katholischen Kirche nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen", so Voderholzer. In der katholischen Kirche bedeute Synode etwas anderes als in der evangelischen, wo damit "eine Art Kirchenparlament" bezeichnet werde.
Für Voderholzer "entwerte" der Synodale Weg die "Bibel als Urkunde und Fundament des Glaubens der Kirche", indem der Heiligen Schrift "andere Quellen kirchlicher Orientierung zur Seite gestellt", namentlich "eine Missbrauchsstudie, die man kritiklos dogmatisiere". Die Texte der Synodalforen, die ab Donnerstag bei der zweiten Synodalversammlung in Frankfurt diskutiert werden, beriefen sich vor allem "auf eine Hermeneutik der Vielfalt ohne Dogma". Damit falle der Synodale Weg hinter die Glaubensentfaltung des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück. Zugleich würdigte der Bischof die Kritik Kardinal Kaspers am Synodalen Weg, der Mitte September in einem Vortrag den Entwürfen des Synodalforums "Macht und Gewaltenteilung" vorgeworfen hatte, die Kirche "mit Hilfe eines gelehrten theologischen Theoriegebäudes gewissermaßen neu zu erfinden".
Solidarität mit Kardinal Woelki
Dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki versicherte Voderholzer seine Solidarität. Papst Franziskus habe unterstrichen, dass der Kölner Erzbischof keine Fehler bei der Missbrauchsaufarbeitung gemacht habe, sondern lediglich "Kommunikationsfehler". Dabei müsse man sich aber fragen, in welchem Zusammenhang diese Kommunikationsfehler mit den Positionen Woelkis stünden: "Es wäre blauäugig, bei der ganzen Debatte außer Acht zu lassen, dass sich Kardinal Woelki immer freimütig für eine andere inhaltliche Ausrichtung des Synodalen Weges ausgesprochen hat, als sie dann von der Mehrheit der Bischöfe beschlossen wurde", so Voderholzer in der Predigt.
Auch der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken, der zu der Gruppe um Bischof Voderholzer gehört, die alternative Texte zu den Vorlagen der Foren vorgelegt hatten, äußerte sich am Dienstag erneut mit Kritik am geplanten Vorgehen der Synodalversammlung. Für ihn mache es den Eindruck, "als wollte eine Mehrheit im Präsidium des Synodalen Weges und einige der treibenden Theologen unter den Delegierten unbeirrt die Textvorlagen auf der Vollversammlung durchpeitschen und keine wirkliche Diskussion über die Alternativtexte zulassen", so Picken. Die Fülle der vorliegenden umfangreichen Texte mache eine inhaltliche Debatte unmöglich, zugleich stelle der Ausschluss der alternativen Textentwürfe von der Debatte eine "Diskussionsverweigerung" dar. "Wir sind erschüttert, dass diese Methode der Ausgrenzung und des Totschweigens unbeirrt fortgesetzt wird", so der Bonner Stadtdechant. Damit erginge es den Kritikern nicht anders als den Anmerkungen und Beiträgen des Papstes. (fxn)