Papst Franziskus: Weltsynode ohne Formalitäten, Täuschung und Tricks
Mit einer Messe im Petersdom hat Papst Franziskus am Sonntag den zweiten Startschuss für die Weltsynode der katholischen Kirche gegeben. Ziel des auf gut zwei Jahre angesetzten mehrstufigen Prozesses ist ein anderer Umgangsstil in der Kirche. "Alles ändert sich, wenn wir zu echten Begegnungen mit Ihm [Gott] und untereinander fähig sind. Ohne Formalitäten, ohne Täuschung, ohne Tricks", sagte Franziskus in seiner Predigt.
Als drei wesentliche Fähigkeiten für den geplanten synodalen Weg nannte das Kirchenoberhaupt "begegnen, zuhören und unterscheiden". Es gehe nicht darum, "Veranstaltungen zu organisieren oder theoretische Überlegungen zu Problemen anzustellen". Viel wichtiger sei, sich Zeit zu nehmen, um Gott zu begegnen und die Begegnung untereinander zu fördern. Am Ende eines echten Dialogs "sind wir nicht mehr dieselben wie vorher, wir haben uns verändert", so der Papst.
Mühsame Übung zu lernen, einander zuzuhören
Gleichzeitig warnte Franziskus davor, sich aus Angst vor Unbekanntem in Ausreden zu flüchten wie "das ist nicht nötig" oder "das hat man schon immer so gemacht". Vor allem für Seelsorger und Verkündiger sei es eine "vielleicht mühsame Übung zu lernen, uns einander zuzuhören (...) und dabei künstliche und oberflächliche Antworten zu vermeiden".
Bereits am Samstag hatte der Papst die Weltkirche bei einer Eröffnungsfeier im Vatikan zu Einheit, Mut und Engagement aufgerufen. Wenn nicht wirklich alle an der Weltsynode teilnähmen, drohe "die Rede von Gemeinschaft nur fromme Absicht" zu bleiben. Zwar gebe es Fortschritte im Bereich Partizipation; aber "wir können nicht umhin, das Unbehagen und Leid vieler pastoraler Mitarbeiter, der partizipativen Organe in den Bistümern und Pfarreien und der Frauen" zu registrieren, so Franziskus. Er bekräftigte: "Eine Synode ist kein Parlament, keine Meinungsumfrage". Wichtigster Akteur sei der Heilige Geist; "ohne ihn gibt es keine Synode", so der Papst.
Der vom Papst im Juni angekündigte weltweite Prozess trägt den Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Die Eröffnungsmesse war der zweite große Gottesdienst im Petersdom seit Beginn der Pandemie. Zwar hatte der Papst bereits zu Pfingsten wieder am Hauptaltar unter dem Bronzebaldachin zelebriert; dieses Mal nahmen aber noch mehr Kardinäle, Bischöfe und sowie 3.000 bis 3.500 weitere Personen daran teil. (cbr/KNA)