Voderholzer: Einige Bischöfe wollen Kirche nach evangelischem Modell
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht beim Synodalen Weg Bestrebungen, die katholische Kirche "nach dem Modell evangelischer Kirchenverfassungen" umgestalten zu wollen. In einem Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" (Sonntag) nannte Voderholzer auf die Frage nach einer von ihm zuvor konstatierten "Instrumentalisierung des Missbrauchs" Pläne zur Umwandlung synodaler Gremien "von Beratungs- zu Beschlussgremien" als Beispiel. Derartiges würden neben Vertretern des Zentalkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) auch “einige Bischöfen” verfolgen, deren Name Voderholzer aber nicht nannte.
Den Synodalen Weg sieht der Bischof mit "zu vielen und viel zu hohen" Erwartungen überfrachtet. Auch wenn er kirchenrechtlich keine Beschlusskraft habe, sehe auch Voderholzer ihn nicht als unverbindlich an. Daher werde er sich weiter einbringen "und, falls nötig, unbequem bleiben". Auch bei einer wachsenden Zahl von deutschen Bischöfen wachse die Sorge, eine falsche Richtung einzuschlagen, so Voderholzer. Allerdings hätten sich viele Bischöfe mit dem Synodalen Weg auch "noch kaum" beschäftigt.
Der Regensburger Bischof gehört zu den deutlichsten Kritikern des Reformprozesses in der Kirche in Deutschland. Zusammen mit mehreren anderen Synodalen hatte er im Vorfeld der zweiten Synodalversammlung eine Webseite mit Alternativtexten zu den Vorlagen der Synodalforen veröffentlicht. In der Beratung auf der Synodalversammlung scheiterte sein Vorstoß, auf Grundlage der alternativen Texte weiterzuarbeiten. In einem Redebeitrag kritisierte er "erhebliche theologische Mängel" der Vorlage des Synodalforums und warf ihr vor, sie gehe von einer "geradezu dogmatisch überhöhten MHG-Studie" aus. Den Vorwurf einer mangelnden Sensibilität für die Belange der Betroffenen wies er zurück: "Ich kenne die Tränen der Betroffenen und lasse mir nicht nachsagen, dass ich unsensibel bin. Aber ich lehne eine Emotionalisierung und das unfehlbare Lehramt der Betroffenen ab", so Voderholzer bei der Synodalversammlung.
"Von alten zölibatären Männern geleitete Kirche" bei Missbrauchsaufarbeitung vorn
Im Interview erneuerte Voderholzer seine Position zu einer angeblich zu zögerlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche. "Ich stelle im Gegenteil fest, dass die von alten zölibatären Männern geleitete Kirche es bei der Prävention, der Aufklärung und Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von allen Institutionen am weitesten gebracht hat", betonte der Bischof, während es in Deutschland auch "synodal organisierte kirchliche Gemeinschaften" gebe, die sich wesentlich schwerer tun würden. Nicht die kirchliche Sexualmoral, sondern deren "notorische Missachtung" sei Schuld an sexuellen Übergriffen. Mit Blick auf die Frage von Frauen im Weiheamt betonte Voderholzer, dass die Kirche in ihrer inneren Verfassung sich nicht an westlichen Werten orientiere, sondern "am Neuen Testament und am Stiftungswillen Jesu Christi".
Das Priesteramt hält der Regensburger Bischof für "hochmodern und hochaktuell". Man müsse allerdings möglicherweise mehr Wert auf die Einheit der evangelischen Räte Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam legen. "Oft ist aufgrund der finanziellen Möglichkeiten der Zölibat das einzig Jesuanische, und von Gehorsam und Armut ist dann weniger die Rede", so Voderholzer. In einer derartigen Erneuerung stecke eine größere Chance, als Kirche glaubwürdig zu sein und nicht noch mehr zu "verbürgerlichen". "Vielleicht müssen wir von der Kirchensteuer befreit werden, um wieder christlicher zu werden – im Sinne der Entweltlichung Benedikts XVI.", betonte Voderholzer. (fxn)