Michael James Nazir-Ali könnte bald zum katholischen Priester geweiht werden

Früherer anglikanischer Bischof vor Übertritt zum Katholizismus

Veröffentlicht am 14.10.2021 um 13:35 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Er gehörte zu den bekanntesten Bischöfen der anglikanischen Kirche und trat als konservativer Kritiker des kirchenpolitischen Kurses der Anglikaner auf: Nun steht Michael James Nazir-Ali offenbar kurz vor einer Konversion zur katholischen Kirche.

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Der ehemalige anglikanische Bischof von Rochester, Michael James Nazir-Ali, steht laut Medienberichten kurz vor einer Konversion zur katholischen Kirche. Das berichtet die britische Wochenzeitschrift "The Spectator" (Donnerstag) unter Berufung auf eine Mitteilung des katholischen Ordinariats "Our Lady of Walsingham" in London. Demnach sei der Geistliche inzwischen in die katholische Kirche eingetreten und könne mit Erlaubnis von Papst Franziskus bereits im kommenden Monat zum katholischen Priester geweiht werden.

Der 72-jährige Nazir-Ali, der das Bistum Rochester von 1994 bis 2009 leitete, gehörte zu den bekanntesten Bischöfen der anglikanischen Kirche. Der pakistanischstämmige Geistliche war der erste nicht-weiße Diözesanbischof in der Staatskirche von England. Während seiner Amtszeit trat er als konservativer Kritiker des kirchenpolitischen Kurses der Anglikaner auf. Mit seinen Aussagen etwa zum Burkaverbot und zu islamischen Extremisten, durch die in Großbritannien "No-Go-Gebiete" für Nichtmuslime entstanden seien, zog Nazir-Ali wiederholt öffentliche Kritik auf sich und erhielt nach eigenen Angaben Todesdrohungen. Der frühere Bischof ist demnach seit 1972 verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Erst kürzlich hatte auch der anglikanische Bischof von Ebbsfleet, Jonathan Goodall, sein Amt niedergelegt, um zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. Goodall erklärte, seinem Entschluss sei eine lange Zeit des Gebets vorausgegangen, die zu "den härtesten Phasen" seines Lebens gehört habe. Nach den Entscheidungen der anglikanischen Staatskirche, Frauen zum Priester und dann auch zum Bischof zu weihen, waren jeweils zahlreiche Geistliche des konservativen und des sogenannten anglokatholischen Kirchenflügels zum Katholizismus übergetreten. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen Anfang der 90er Jahre tat dies mit dem damaligen Bischof von London sogar die Nummer drei der anglikanischen Kirchenhierarchie. Papst Benedikt XVI. schuf 2009 ein eigenes sogenanntes Personalordinariat für übergetretene Anglikaner. (tmg/KNA)