Papst fordert universelles Grundeinkommen und kürzere Arbeitszeiten
Papst Franziskus hat sich – deutlich wie nie – für die Einführung eines universellen Grundeinkommens ausgesprochen. Zudem sprach er sich in einer Videobotschaft zum vierten "Welttreffen der Volksbewegungen" (Samstag) für kürzere Arbeitszeiten aus. "Ich glaube, dass diese Maßnahmen notwendig sind", so das Kirchenoberhaupt. Ein Grundeinkommen ermögliche jedem Menschen Zugang zu den grundlegendsten Dingen. Darüber hinaus müsse man "dringend" Möglichkeiten prüfen, durch kürzere Arbeitstage mehr Stellen zu schaffen. "Es kann nicht sein, dass so viele überarbeitet sind, während andere unter einem Mangel an Arbeit leiden", betonte der Papst.
Wie die drei vorherigen Welttreffen dieser Art stand auch dieses unter dem Motto "Land, Obdach, Arbeit". Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Krise fand die aktuelle Konferenz, wie bereits ihr erster Teil im Sommer, digital statt. Beteiligt waren Vertreter aus fünf Kontinenten.
Impfstoff-Patente freigeben
In der Videoansprache griff Franziskus etliche seiner Forderungen aus der Pandemie-Zeit erneut auf. Er rief die Pharmakonzerne "im Namen Gottes" auf, ihre Impfstoff-Patente freizugeben, um die Vakzine allen Menschen zugutekommen zu lassen. Er forderte einen Schuldenerlass für arme Staaten, mehr steuerliche Umverteilung, ein entschiedeneres Vorgehen im Kampf gegen den globalen Hunger, ein Ende von Umweltzerstörung und Waffenproduktion. Die Menschheit müsse die Pandemie als Chance zum Wandel begreifen, so der 84-Jährige. Es sei an der Zeit, sich vom "lähmenden Egoismus" zu befreien. Stattdessen seien Solidarität und Gemeinwohlorientierung gefragt.
Er sehe mit Sorge, dass mit allerhand Projekten versucht werde, die sozioökonomischen Strukturen der Vorkrisenzeit wiederherzustellen. Dies halte er für einen verhängnisvollen Weg. "Lasst es uns besser machen", sagte der Papst. Die politischen Verantwortungsträger in aller Welt mahnte er, nicht nur auf die Wirtschaftselite, sondern auf das Volk zu hören. Das ständige Profitstreben sei außer Kontrolle geraten. Es müssten Alternativen zur kapitalistischen Globalisierung entwickelt werden – jenseits einer technokratisch orientierten "Wegwerfkultur".
Die Technologie- und Medienkonzerne forderte Franziskus auf, Hass, "Fake News", Verschwörungstheorien und politische Manipulation in den sozialen Netzwerken zu stoppen. Als lobenswertes Beispiel für soziales Engagement erwähnte er indes die Black-Lives-Matter-Aktivisten, die nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert hätten. Es sei ihm bewusst, dass solche Reaktionen politisch ausgenutzt werden könnten. Dennoch habe sich in der Protestbewegung der "kollektive" barmherzige Samariter gezeigt – und der sei "kein Narr". (KNA)