Prozess laufe Gefahr, "ideologisch verzweckt zu werden"

Erzbischof Haas: Nehmen am synodalen Prozess nicht teil

Veröffentlicht am 18.10.2021 um 16:22 Uhr – Lesedauer: 

Vaduz ‐ Alle Ortskirchen sollen einen Beitrag zum weltweiten synodalen Prozess leisten, wünscht sich der Papst. Das Erzbistum Vaduz möchte sich daran aber nicht beteiligen. Erzbischof Wolfgang Haas begründet das auch mit der Größe der Erzdiözese.

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Das liechtensteinische Erzbistum Vaduz wird sich nicht am weltweiten synodalen Prozess beteiligen. "Ich bin der Auffassung, dass in unserem kleinen Erzbistum von der Durchführung eines solch komplexen und mitunter gar komplizierten Verfahrens, das in unseren Breiten Gefahr läuft, ideologisch verzweckt zu werden, aus guten Gründen abgesehen werden kann", teilte Erzbischof Wolfgang Haas am Freitag auf der Homepage des Erzbistums mit. Auf Nachfragen von katholisch.de, was mit dieser Gefahr gemeint sei, wollte sich das Erzbistum am Montag nicht äußern.

Die Nahverhältnisse in den Pfarreien ermöglichten einen schnellen und unkomplizierten Kontakt von Seelsorgern und Laien, "so dass schon immer ein geistiger und geistlicher Austausch möglich war und ist", so Haas. "Alle, die dies wollen, können miteinander in Dialog treten, aufeinander hören sowie über Anregungen, Wünsche und Vorstellungen im kirchlichen Alltag eine persönliche Kommunikation pflegen." In Pfarrei- und Kirchenräten, kirchlichen Institutionen und Bildungseinrichtungen bestünden Beziehungen unter interessierten Menschen, "bei denen ein verantwortungsbewusster, taktvoller, sensibler Umgang miteinander stattfinden kann".

Hauptaufgabe des Bischofs liege im Zuhören

Wer auf schriftlichem Wege "Wünsche, Anliegen und Anregungen zur Gestaltung des kirchlichen Lebens in unserer Diözese vorbringen möchte, kann dies nach wie vor tun und sich direkt an den Erzbischof oder an das Generalvikariat wenden". Im Vademecum, dem Handbuch zum synodalen Prozess, werde die Hauptaufgabe des Bischofs im Zuhören gesehen, "nicht in großen Diskussionen und langen Debatten", so Haas.

Haas ist seit 1997 Leiter des damals neu errichteten Erzbistums Vaduz. Zuvor war er Bischof von Chur in der Schweiz, wo es starke Spannungen ab. Nach vielen Konflikten versetzte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ihn daher in das vom Bistum Chur abgetrennte Gebiet. Die Nachricht sorgte damals bei vielen Liechtensteinern für Empörung.

Am Sonntag hat die diözesane Phase des weltweiten synodalen Prozesses des Papstes begonnen. Im Vademecum heißt zu den Zielen der Synode: "Es ist ein Prozess, der allen Gläubigen offensteht und zu dem alle Ortskirchen einen wesentlichen Beitrag leisten sollen." Die Rückmeldungen aus den Ortskirchen werden bis April 2022 gesammelt und gehen über ein "Instrumentum Laboris" in die Beratungen der Bischöfe im Oktober 2023 in Rom ein. (cbr)