Kardinal Tisserant posthum als "Gerechter unter den Völkern" geehrt
Der französische Kurienkardinal Eugene Tisserant (1884-1972) wird posthum von Israel als "Gerechter unter den Völkern" geehrt. Ebenfalls geehrt werden der an der Rettung eines jüdischen Jugendlichen beteiligte französische Geistliche Andre Bouquin sowie der französische Diplomat Francois De Vial, wie die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem am Donnerstag mitteilte. Die von Yad Vashem vergebene Ehrung als "Gerechter unter den Völkern" ist die höchste Auszeichnung des Landes für Nicht-Juden.
Tisserant begann laut Mitteilung sein Engagement für das jüdische Volk am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Unter anderem verlieh er eine Ehrenmedaille der Kongregation der Ostkirchen an den 1939 aufgrund der in Italien erlassenen Rassengesetze entlassenen Leiter eines jüdischen Krankenhauses in Rom, Guido Mendes, und setzte sich später für Einwanderungsbescheinigungen für dessen Familie ein. Mehreren jüdischen Gelehrten half der Kardinal bei der Ausreise nach Brasilien und in die USA. Ferner versteckte Tisserant mehrere Juden in seiner Privatwohnung sowie in einem Kloster im Vatikan. Dabei erhielt er demnach Hilfe von De Vial und Bouquin.
Eine Zeremonie für die Geehrten wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Seit ihrer Gründung hat die Holocaustgedenkstätte nach eigenen Angaben rund 28.000 Personen aus rund 50 Ländern als "Gerechte unter den Völkern" anerkannt. – Tisserant war ab 1951 Kardinaldekan und Kardinalpräfekt der Congregatio Caeremoniarum. Aufmerksamkeit erregte er, als er sich 1970 gegen den Beschluss Papst Pauls VI. wandte, alle über 80-jährigen Kardinäle aus dem Konklave auszuschließen. (tmg/KNA)