Hälfte der Polen für Absetzung aller Bischöfe im Land
Angesichts von Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche haben sich in einer Umfrage 50 Prozent der Polen für die Absetzung aller Bischöfe des Landes durch Papst Franziskus ausgesprochen. Laut der am Montag veröffentlichten Erhebung für die privaten Fernsehsender TVN und TVN24 sind 30 Prozent dagegen und befürworten stattdessen, dass die Bischöfe die Missbrauchsfälle eigenständig aufklären. Die übrigen 20 Prozent äußerten dazu keine Meinung. Dass die Kirche Versäumnisse im Umgang mit den sexuellen Übergriffen richtig aufgeklärt habe, verneinten 79 Prozent; 12 Prozent bejahten. Das Institut Kantar befragte telefonisch landesweit 1.000 Erwachsene.
Mehrere Bischöfe sollen vertuscht haben
Mehreren aktiven wie ehemaligen Bischöfen in Polen wird Vertuschung von Missbrauch vorgeworfen. Der Vatikan verhängte in diesem Jahr bereits gegen etwa zehn polnische Bischöfe Disziplinarstrafen wegen Vernachlässigung ihrer Pflichten bei Missbrauchsvorwürfen gegen Priester. Sie mussten einen "angemessenen" Geldbetrag an eine Kirchenstiftung zahlen, die Präventionsmaßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen unterstützt. Zudem dürfen die meisten bestraften Bischöfe entweder in ihren ehemaligen Diözesen oder überhaupt an keinen öffentlichen Gottesdiensten mehr teilnehmen. Schon im Februar hatten sich in einer Umfrage des Instituts United Surveys fast 59 Prozent der Polen für einen Rücktritt aller katholischen Bischöfe im Land ausgesprochen. Knapp 34 Prozent waren dagegen.
Zuletzt hatten die polnischen Bischöfe ihre sogenannten Ad-limina-Besuche absolviert. Alle fünf bis sieben Jahre sind die Oberhirten aus aller Welt laut dem Kirchenrecht zu einem solchen Besuch im Vatikan verpflichtet. Dabei sollen sie den Papst über die jeweilige Situation in ihren Diözesen informieren. Die letzte solche Reise der polnischen Bischöfe liegt mehr als sieben Jahre zurück. (tmg/KNA)