Auch Pilger fälschten Impfzertifikate und betrügen bei Tests

Corona auf Berg Athos: Abt nennt Mönche "intolerante Fanatiker"

Veröffentlicht am 17.11.2021 um 12:47 Uhr – Lesedauer: 

Athos ‐ Die Corona-Pandemie sorgt für skurrile Szenen auf dem Berg Athos. Einem Abt ist jetzt der Kragen geplatzt: Er forderte die Staatsanwaltschaft auf einzuschreiten. Und auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. zieht Konsequenzen.

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Nicht nur Deutschland wird aktuell wieder hart von einer neuen Corona-Welle getroffen. Auch in Griechenland liegen die Inzidenzzahlen auf einem extrem hohen Niveau. Und auch dort gibt es Menschen, die Covid-19-Impfungen ablehnen oder öffentlich dagegen demonstrieren. Die orthodoxe autonome Mönchsrepublik auf dem Berg Athos mit ihren rund 3.000 Mönchen und Angestellten bildet da keine Ausnahme. Dem Vorsteher des Kloster Esfigmenou, Abt Bartholomaios, ist nun allerdings der Kragen geplatzt.

Einige Mönche würden sich nicht nur strikt gegen eine Impfung aussprechen, sondern bewusst im Namen der Klöster lügen und Gläubige auffordern, sich nicht impfen zu lassen. Nur rund 40 Prozent aller Mönche seien gegen Covid-19 geimpft, so der Abt. Erst vor wenigen Tagen seien zwei Geistliche an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben, berichtete der ORF am Dienstag. Die Anti-Impf-Mönche bezeichnete Bartholomaios in einem Interview als "intolerante Fanatiker" und forderte sogar die Staatsanwaltschaft auf, einzuschreiten. In Bezug auf die Mönche sagte er: "Wenn es um uns herum nach Tod riecht und sie ihn nicht riechen können, nicht nur auf dem Berg Athos, sondern auf der ganzen Welt, kann niemand ein Auge zudrücken." Laut griechischen Medienberichten hat ein Staatsanwalt in Thessaloniki nun tatsächlich Voruntersuchungen angeordnet – und Bartholomaios vorgeladen, um die Namen der Mönche zu nennen.

Kritik auch an Pilgern

Doch nicht nur mit den Mönchen auf dem Berg Athos ging der Geistliche ins Gericht. Auch die Pilger kritisierte er scharf: Sie würden gefälschte Impfzertifikate vorzeigen oder sich beispielsweise ein Antiseptikum in die Nase sprühen, um negativ getestet zu werden und die zahlreichen großen Klöster auf dem Berg Athos besuchen zu können. Seit Beginn der Pandemie wurde die rund 335 Quadratkilometer große Mönchsrepublik bereits mehrfach für Pilger gesperrt.

Bild: ©KNA/epd-bild/Sascha Baumann

Hat einen ursprünglich geplanten Besuch auf dem Berg Athos kurzfristig abgesagt: Bartholomaios I., griechisch-orthodoxer Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.

Die Betrugsversuche der Pilger räumte auch der griechische Zivilgouverneur von Athos, Athanasios Martinos, auf Medienanfrage ein. Er zeichnete die Lage aber weniger dramatisch als der Abt: Es gebe aktuell nur rund 30 bis 40 bestätigte Corona-Fälle, so Martinos. Fünf oder sechs Personen würden in einem Krankenhaus in Thessaloniki behandelt. Er sagte auch, dass rund 75 Prozent der Mönche geimpft seien. Die Erkrankungen würden sich vor allem auf Einsiedler oder kleinste Mönchsgemeinschaften beziehen, weniger auf die großen Klöster der Halbinsel. Die Einsiedler würden besonders asketisch leben, hätten keinen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung und seien oft auch "keine Befürworter der Impfung", formulierte der Gouverneur diplomatisch. In den größeren Klöstern sei die Lage hingegen sicher.

Als nicht sicher genug scheint allerdings der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., die Lage auf dem Berg Athos einzuschätzen: Das Oberhaupt der Weltorthodoxie beginnt am Wochenende einen mehrtägigen Griechenland-Besuch. Ursprünglich war dabei auch ein Besuch auf dem Berg Athos vorgesehen. Dieser wurde laut einer Pressemitteilung aber wieder abgesagt: "Mit dieser Entscheidung möchte das Ökumenische Patriarchat eine Botschaft in alle Richtungen schicken, dass es notwendig ist, sich zu impfen und die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus zu respektieren, da dies der einzige sichere Weg ist, die tödliche Pandemie zu überwinden." (cbr)