Steinhäuser: Bin derzeit "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln"
Mit einem Bußgottesdienst hat das Erzbistum Köln am Donnerstag Schuld und Versagen der Kirche in Bezug auf Missbrauch bekannt. "Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unseres Bistums ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen verübt worden", sagte Weihbischof Rolf Steinhäuser zu Beginn des Gottesdienstes im Kölner Dom. Steinhäuser leitet das Erzbistum vorübergehend als Apostolischer Administrator und vertritt Kardinal Rainer Maria Woelki, der eine geistliche Auszeit bis Aschermittwoch angetreten hat. Der Weihbischof beschrieb seine derzeitige Rolle als "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln".
"Ich kann mich nicht für die Täter entschuldigen, ich will aber auch nicht die Gläubigen – theologisch gesprochen den Leib Christi oder das Volk Gottes – mit in Haft nehmen", so Steinhäuser weiter. Jeder könne nur selbst seinen Teil der Verantwortung übernehmen. "Ich habe versucht, diese Kirche zu schützen. Ich habe die Betroffenen nicht im Blick gehabt. Das ist mein Versagen und meine Sünde", bekannte Steinhäuser. Der Bußgottesdienst ende nicht mit der Vergebung. "Wir können uns nicht selbst absolvieren", so der Weihbischof. "Wir bitten auch nicht die Betroffenen um Vergebung, damit es uns besser geht."
230 geladene Gäste, keine Medienvertreter
Beim Bußgottesdienst, zu dem rund 230 geladene Gäste und keine Medienvertreter zugelassen waren, kamen nach Bistumsangaben auch Missbrauchsbetroffene in Beiträgen zu Wort. Die Vornamen von Betroffenen wurden demnach verlesen und zum Gedenken für jeden eine Kerze vor einem Kreuz aufgestellt. Stellvertretend für alle ungenannten Betroffenen wurde zudem symbolisch eine weitere große Kerze entzündet. "Es ist wichtig, dass wir dem Leid – so weit wie möglich – einen Namen geben – die Namen der Betroffenen", sagte dazu Steinhäuser. "Mit dem Gottesdienst ist es nicht getan."
Der Kölner Diözesanrat hatte schon vor zwei Jahren ein öffentliches Schuldbekenntnis gefordert. Wegen der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum und der "medialen Lage" war ein Bußgottesdienst jedoch nach Bistumsangaben bislang nicht zustande gekommen. Nun wurde der am 18. November begangene "Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch" als Anlass genommen. Im Vorfeld hatte es Kritik von Missbrauchsbetroffenen an der Planung und Durchführung des Gottesdienstes gegeben. (tmg)