Corona-Mythen: Bischofskonferenz distanziert sich von Kardinal Müller
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat sich von Äußerungen Kardinal Ludwig Müllers distanziert, der in einem Interview Verschwörungsmythen über die Corona-Pandemie verbreitet hat. "Man wundert sich sehr über diese Theorien!", zitierte die DBK Sprecher Matthias Kopp am Montag auf Twitter. "Kardinal Müller spricht hier – davon gehe ich aus – als Privatperson."
In einem Interview mit dem katholisch-konservativen "St. Bonifatius Institut" aus Österreich hatte der frühere Regensburger Bischof und ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation in der vergangenen Woche davon gesprochen, die Corona-Pandemie werde dafür genutzt, um "die Menschen jetzt gleichzuschalten" und einer "totalen Kontrolle" zu unterziehen. Solche Aussagen werden immer wieder von Verschwörungsideologen geteilt. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte Müller die Echtheit des Videos und wies gleichzeitig die Logik zurück, dass "wenn jemand die Finanzelite kritisiert, er automatisch auf der falschen Seite ist". Er sprach erneut von einer "nicht legitimierten Einflussnahme der superreichen Eliten in verschiedenen Ländern".
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Der Kardinal war in der Vergangenheit mehrfach mit der Verbreitung von Verschwörungsmythen aufgefallen. So hatte er Anfang 2020 ein Manifest des ehemaligen US-Nuntius und Erzbischofs Carlo Maria Vigano unterzeichnet. Es gebe "Kräfte, die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen", heißt es darin. Von "supranationalen Einheiten" mit unklaren Absichten und "sehr starken politischen und wirtschaftlichen Interessen" ist die Rede; und schließlich von einer "Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung" und einem "beunruhigenden Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung". Müllers Unterschrift unter diesem Manifest war laut dem Weltanschauungs-Experten Matthias Pöhlmann in der "rechtsesoterischen Szene begeistert aufgenommen" worden. In der Debatte um den Strafbefehl gegen den polnischen Priester und Publizisten Dariusz Oko, der wegen eines Artikels in der Zeitschrift "Theologisches" angeklagt worden war, sagte Müller, er schäme sich dafür, dass Oko in Deutschland verurteilt worden sei, obwohl er Fakten genannt habe und zog einen Vergleich zur Zeit des Nationalsozialismus.
Im Juni hatte Papst Franziskus Müller für eine fünfjährige Amtszeit an den Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur berufen. Die Apostolische Signatur ist das höchste Vatikangericht. (cbr)