Schlüssel-Behörde von Franziskus wurde im Sommer visitiert

Medien: Turkson tritt als Präfekt des Entwicklungsdikasteriums zurück

Veröffentlicht am 17.12.2021 um 13:36 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Bislang galt Kardinal Turkson als Papstvertrauter. Als Präfekt des Entwicklungsdikasteriums leitete er eine für Franziskus zentrale Behörde. Nun soll er zurückgetreten sein – möglicherweise in Verbindung mit der Visitation seiner Behörde.

  • Teilen:

Kardinal Peter Turkson soll Medienberichten zufolge seinen Rücktritt als Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen eingereicht haben. Das berichteten die französische Zeitung "La Croix" und die italienische Zeitung "Il Messaggero" übereinstimmend unter Berufung auf vatikanische Kreise. Turkson hat sich demnach am Freitagmorgen bereits von seinen Mitarbeitern verabschiedet. Gründe für den Rücktritt sind nicht bekannt. Finanzielle Unregelmäßigkeiten seien aber angesichts einer jüngst stattgefundenen Revision nicht zu erwarten. Stattdessen werden allgemeine Probleme in der Führung vermutet.

In diesem Jahr hatten zwei Führungskräfte die Behörde überraschend verlassen. Der Sekretär der Behörde Bruno Marie Duffe kehrte zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit in seine Heimat Frankreich zurück. Auch der beigeordnete Sekretär Augusto Zampini verließ die Behörde, um in sein Heimatland Argentinien zurückzukehren. Zampini war Leiter der Covid-Kommission des Vatikans. Beide Posten werden seither übergangsweise von der Untersekretärin des Dikasteriums, der italienischen Ordensfrau und Wirtschaftswissenschaftlerin Alessandra Smerilli, wahrgenommen.

Visitation im Sommer

Turkson leitete das 2016 von Papst Franziskus eingerichtete Dikasterium von Beginn an. Nach fünf Jahren ist seine reguläre erste Amtszeit zu Ende; Anzeichen für einen Wechsel an der Spitze des Dikasteriums gab es bisher nicht, wenn auch Medien über Spannungen innerhalb des Dikasteriums berichteten im Zusammenhang mit dem Weggang der beiden Sekretäre. Im Sommer wurde bekannt, dass das Dikasterium einer durch den Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, geleiteten Visitation unterzogen werde. Dabei handle es sich um einen Vorgang im Kontext einer "normalen Überprüfung der Aktivität der Behörde, die darauf abzielt, eine aktualisierte Darstellung über die Arbeit zu erhalten", so die Stellungnahme des Vatikans. Zuvor hatte der Vatikan bereits die Gottesdienst- und die Kleruskongregation visitiert, jeweils im Zusammenhang mit der anstehenden Neubesetzung des Präfekten. Ein Ergebnis der Visitation des Entwicklungs-Dikasteriums ist offiziell bislang nicht bekannt, Berichten zufolge sollen aber erhebliche Führungsmängel festgestellt worden sein.

Das Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen gilt als Schlüsselbehörde für das Pontifikat von Franziskus und ist zuständig für Gerechtigkeit und Frieden, Migration, Gesundheit, Wohltätigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Die Zentralbehörde übernahm nach ihrer Gründung die Aufgaben der Päpstlichen Räte für Gerechtigkeit und Frieden, für die caritativen Aufgaben (Cor Unum), für Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs und für die Pastoral im Krankendienst. 

Der 1948 im heutigen Ghana geborene Turkson war Erzbischof von Cape Coast und Vorsitzender der ghanaischen Bischofskonferenz. 2003 wurde er zum Kardinal erhoben und 2009 von Papst Benedikt XVI. als Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden an die Kurie geholt. Zuletzt hatte Papst Franziskus ihn im Februar zum Mitglied der Kardinalskommission der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls berufen. Turkson galt bislang als Vertrauter von Franziskus und wurde bereits beim letzten Konklave 2013 als möglicher Papst gehandelt. (fxn)