Autor Mosebach wirft Papst Franziskus Rache an Benedikt XVI. vor
Schriftsteller Martin Mosebach wirft Papst Franziskus vor, sich mit der Einschränkung der alten lateinischen Messe persönlich an seinem Vorgänger Benedikt XVI. rächen zu wollen. Der "Welt am Sonntag" sagte der 70-Jährige, er habe einen solchen Schritt zwar für möglich gehalten, sei aber davon ausgegangen, "dass man damit im Sinne kurialer Höflichkeit bis nach dem Tod Benedikts XVI. wartet. Hier kam offenbar ein Element persönlicher Rache ins Spiel."
Franziskus habe Benedikt nicht verziehen, so Mosebach weiter, "dass der mit seinem Buch über das Priestertum Anfang 2020 den Ausgang der Amazonassynode beeinflusst und ihm die eigentlich erwünschte Aufhebung des Pflichtzölibats verhagelt hat". Das habe den Papst sehr zornig gemacht: "Nun hat er sich revanchiert, indem er gegen die Alte Messe vorgegangen ist, also die Liturgie, die ein Herzensanliegen von Benedikt war und die er ausdrücklich rehabilitiert hatte."
Auf die Frage, warum konservative Katholiken gern vom Gehorsam redeten, aber jetzt "den Aufstand proben", weil der Papst die Alte Messe zurückdränge, antwortete der Autor, der Papst sei strengstens gebunden an die Tradition, an das, was die Kirche immer schon gelehrt und getan habe. "Wenn Papst Franziskus Hand an die Tradition legt, kann er die Gläubigen nicht mehr zum Gehorsam verpflichten. Vor allem greift er damit das Fundament an, auf dem das Papsttum steht. Der tridentinische Ritus ist nicht vom Himmel gefallen, sondern historisch gewachsen."
Neues Schreiben zu "Traditionis custodes"
Der Vatikan hatte sich am vergangenen Wochenende in einem neuen Schreiben zu Unklarheiten bei der Auslegung des Papst-Erlasses "Traditionis custodes" (Die Wächter der Tradition) vom Juli geäußert. Der Präfekt der Gottesdienstkongregation, Arthur Roche, bestätigte, dass Franziskus mit dem Erlass die "ordentliche Form" der Messe als "einzige Ausdrucksweise" des Römischen Messritus festgelegt habe. Die 2007 von Benedikt XVI. in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Form von 1962 in lateinischer Sprache und mit dem Rücken zum Kirchenvolk darf demnach nur noch in Ausnahmefällen unter besonderen Voraussetzungen gefeiert werden.
Der Erlass ist in konservativen Kreisen umstritten. Die Vorgaben sollen nach den Worten von Franziskus Spaltungstendenzen innerhalb der Kirche begegnen. Verteidiger der traditionellen Liturgie beklagen neben dem Inhalt des Dokuments den strengen Ton.
Der vielfache Autor Martin Mosebach hatte sich schon häufiger als Anhänger der Alten Messe und als scharfer Kritiker von Papst Franziskus zu Wort gemeldet. 2015 etwa warf er ihm Desinteresse an Theologie vor. Seit gut 20 Jahren fordert er zudem die katholische Kirche auf, zur lateinischen Messe zurückzukehren. 2002 veröffentlichte er eine Polemik gegen die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Der provozierende Buchtitel: "Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind." (KNA)