Autor des "Herrn der Ringe" war gläubiger Katholik

Fundamentaltheologe: Tolkien von Thomas von Aquin inspiriert

Veröffentlicht am 04.01.2022 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Schöpfer des "Herrn der Ringe" war Katholik – sein Glaube beeinflusste auch sein Werk. Der Fundamentaltheologe Thomas Fornet-Ponse sieht vor allem Einflüsse des scholastischen Kirchenlehrers Thomas von Aquin als prägend an.

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Der Fundamentaltheologe Thomas Fornet-Ponse sieht Elemente der Theologie Thomas von Aquins im Werk des Schriftstellers J.R.R. Tolkien. Gegenüber dem Kölner "Domradio" bezeichnete Fornet-Ponse am Montag derartige Interpretationsansätze für das Werk des Autors des "Herrn der Ringe" als vielversprechend. Insbesondere das Spätwerk Tolkiens sei von einer thomistischen Perspektive geprägt. "So setzt er sich mit Fragen des Verhältnisses von Leib und Seele auseinander und lehnt sich dabei sehr stark an Aristoteles an. Außerdem betont er immer wieder die Souveränität des einen Schöpfergottes", erläutert der Theologe. So schlage sich dort ein schöpfungstheologischer Ansatz nieder, der mit einem Fokus auf die Theologie des Thomas von Aquin einhergehe: "Man kann Tolkien so als einen sehr traditionellen Katholiken verstehen", so Fornet-Ponse.

Auch im "Silmarillion", einer postum veröffentlichten Sammlung unvollendeter Schriften Tolkiens, die sich mit der Vorgeschichte seines berühmtesten Werks befassen, fänden sich in einem Schöpfungsmythos in Gestalt einer musikalischen Allegorie Motive der thomistischen Schöpfungstheologie. Engelswesen erinnerten an die klassische katholische Engellehre. Daran könne man eine Prägung durch traditionelle katholische Theologie erkennen, führt Fornet-Ponse aus.

Der britische Autor, der am Montag vor 130 Jahren geboren wurde, war katholisch und wuchs nach dem Tod seiner Eltern unter der Vormundschaft eines Oratorianer-Priesters auf. "In Briefen, die er insbesondere seinen Kindern, aber auch anderen Menschen geschrieben hat, spielt auch immer wieder das Thema Religiosität, theologische und philosophische Fragestellungen eine Rolle", erläutert Fornet-Ponse, der Mitglied der deutschen Tolkien-Gesellschaft ist. Neben dem dreibändigen Hauptwerk "Der Herr der Ringe" ist "Der Hobbit" der bekannteste Roman Tolkiens. Beide Werke wurden mehrfach verfilmt. Mit dem Fantasy-Autor C.S. Lewis verband Tolkien eine Freundschaft; der ursprüngliche Atheist Lewis bekehrte sich nach Gesprächen mit ihm zum Christentum und trat der anglikanischen Kirche bei. (fxn)