Bischof Kohlgraf: Kirche geht zu wenig auf die Menschen zu
Die Kirche geht nach Ansicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf zu wenig auf die Menschen zu. "Zu oft noch sind wir mit einer nicht mehr zeitgemäßen pastoralen Logik unterwegs: Wir bieten an, die Leute müssen oder werden schon kommen", schreiben Kohlgraf und die Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung im Bistum Mainz, Susanne Barner, in einem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Brief.
"Eine dienende, das heißt diakonische Kirche muss noch stärker den Weg zu den Menschen finden, gerade auch zu denen, die in den traditionellen Angeboten nicht, oder wenigstens nicht so stark, im Blick waren", heißt es in dem Schreiben an die Gäste des Neujahrsempfangs im Bistum, der Corona-bedingt erneut abgesagt wurde. Kohlgraf und Barner halten es für notwendig, "sich der Wirklichkeit zu stellen" und die anstehenden Herausforderungen als Zeichen der Zeit anzunehmen.
Künftig gehe es weniger darum, ein "System" Kirche zu erhalten, sondern...
In künftigen Überlegungen werde es weniger darum gehen, ein "System" Kirche zu erhalten. Vielmehr müsse die Kirche dem Heil der Menschen dienen. Der Neujahrsempfang soll mit einem Empfang in der Osterzeit nachgeholt werden, und zwar am 28. April im Bildungszentrum "Erbacher Hof" in Mainz.
Kohlgraf und Barner verweisen auch auf den Pastoralen Weg, der ein "Weg der Entwicklung und Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz" sei und unter dem Leitwort "Eine Kirche, die teilt" steht. Es gehe um die Frage, wie man Christsein leben könne, heute und 2030. Die zweite Phase des Pastoralen Weges beginne in der Osterzeit mit der Errichtung von neuen Pastoralräumen.
Nun liege auch ein "Visionstext" mit dem Titel "mehr Leben wagen" vor, der dazu verpflichte, "eine glaubwürdige Kirche zu gestalten". In dem Text heißt es: "Es ist zurzeit nicht leicht, sich für die Gegenwart und Zukunft der Kirche einzusetzen. Die Kirche ist durch ihre Verfehlungen und ihre Uneinigkeit gezeichnet, der christliche Glaube verliert für viele Menschen an Glaubwürdigkeit und Relevanz." Gerade deswegen formuliere man eine "Vision, wer und wie wir als Kirche sein wollen". (KNA)