Kohlgraf zu "#OutInChurch": Kein Platz mehr für Doppelmoral in Kirche
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat Verständnis für die Initiative "#OutInChurch – für eine Kirche ohne Angst" signalisiert. Dabei haben 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche offen über ihre sexuelle Orientierung gesprochen und ein Ende von Diskriminierungen gefordert. Sie outeten sich als queer. "Es ist völlig klar, dass es bei den Haupt- und Ehrenamtlichen erheblich mehr Menschen gibt, die dies betrifft", schrieb Kohlgraf auf Facebook.
"Ich kann mich vor meinem Gewissen nicht damit abfinden, dass Menschen durch die Kirche Kränkung erfahren", betonte der Bischof. "Alles, was nach Doppelmoral und Heimlichtuerei riecht, darf in der Kirche keinen Platz haben", so Kohlgraf. "Es stellt mich nicht zufrieden, dass Menschen sich vor mir verstecken." Die Kirche müsse ihr "Denken und Reden" verändern. Zudem müsse das Arbeitsrecht bei der "Bewertung der verschiedenen Lebensformen" weiterentwickelt werden. Mit einem bloßen Lippenbekenntnis der Wertschätzung sei es nicht getan. In der Aktion #OutInChurch sei deutlich geworden: "Zu oft ist Angst im Spiel, die Menschen erfahren Verachtung und Verurteilung. Durchaus durch die Kirchenleitungen, aber genauso durch Menschen 'an der Basis'", schreibt Kohlgraf.
Es sei nötig, miteinander statt übereinander zu reden, sowie Menschen zu begleiten und nicht zu verurteilen. "Trotz vieler kränkender Erfahrungen suchen Menschen, die so empfinden und leben, in der Kirche Heimat und sie engagieren sich", betonte Kohlgraf. Eine "Wertschätzung der Menschen als Kinder Gottes, so wie sie geschaffen sind", mache die Kirche nicht unglaubwürdig. "Wir bleiben dran", versprach Kohlgraf. Er verwies darauf, dass es im Bistum Mainz bereits eine Tagung zu diesem Thema gegeben habe. Weitere Treffen würden folgen.
Nutzer kommentieren vielfach positiv, aber auch mahnend
Nutzer kommentierten Kohlgrafs Stellungnahme vielfach positiv, aber auch mahnend: "Es ist Zeit, dass die Kirche sich wandelt und nicht diskriminiert, denn Gott selbst diskriminiert schließlich auch nicht." Einige Nutzer äußerten sich komplett ablehnend. Eine Frau schrieb: "Das ist eine strategisch geplante konzertierte Aktion derer, die ihre eigenen Befindlichkeiten für den Mittelpunkt des Glaubens halten, mit dem Ziel die Kirche auszulöschen und ihre eigene Ideologie an deren Stelle zu setzen."
Bereits zuvor hatten sich mehrere deutsche Bischöfe und Generalvikare positiv zu der Initiative geäußert und dabei auch eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts ins Spiel gebracht. Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) begrüßte der Aachener Bischof Helmut Dieser die Aktion und sprach sich für ein Klima der Angstfreiheit in der Kirche aus. Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße bekundete seinen Respekt gegenüber der Initiative und zeigte sich dialogbereit. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode lobte das Coming-Out der queeren Kirchenmitarbeiter als "mutigen Schritt". Positiv äußerten sich zudem die Bischöfe Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen), Franz-Josef Overbeck (Essen) und Heiner Wilmer (Hildesheim). (tmg/KNA)