DBK-Generalsekretärin nach Gutachten: Vertrauensverlust ist dramatisch
Nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachten hat die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Beate Gilles, die Lage für die katholische Kirche in Deutschland als "sehr ernst" bezeichnet. "Der Vertrauensverlust, der mit der aktuellen Situation einhergeht, ist dramatisch", sagte Gilles am Mittwochabend im Deutschlandfunk. Gilles äußerte sich im Rahmen einer Diskussionsrunde unter anderem mit dem scheidenden Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und dem Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch.
Es sei allerdings wichtig zu sehen, dass die Verantwortlichen in den Bistümern "sich auch immer wieder berühren lassen", so die Generalsekretärin weiter. "Es ist gut, diese Ergebnisse zu hören und dass sie uns wirklich im Mark erschüttern." In dem vergangene Woche vorgestellten Gutachten warfen Anwälte allen Münchner Erzbischöfen seit 1945 sowie weiteren kirchlichen Verantwortungsträgern vor, im Umgang mit Missbrauchsfällen Fehler begangen zu haben.
"#OutInChurch" als wichtiges Resultat
Als wichtiges Resultat der bisherigen Diskussion wertete Gilles die am Montag begonnene Initiative "#OutInChurch", in deren Rahmen sich 125 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche als Teil der queeren Community geoutet und eine Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral gefordert haben. Die Kampagne sei ein Zeichen, "dass die Kultur des Miteinanders schon auf dem Weg der Veränderung ist", so Gilles.
Für die kommende Woche Donnerstag in Frankfurt beginnende dritte Vollversammlung des kirchlichen Reformprojekts Synodaler Weg rechnet die Generalsekretärin damit, dass über die angesprochenen Themen gestritten, es aber auch einen Schritt vorangehen werde. Gilles (51) ist seit Juli DBK-Generalsekretärin und folgte in dieser Funktion auf den langjährigen Sekretär Pater Hans Langendörfer.
Der Sprecher der Betroffeneninitiative Katsch warf den kirchlichen Amtsträgern vor, dass sie kein Interesse zeigten, Verantwortung zu akzeptieren und das Schicksal der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Es müsse zuallererst darum gehen, den Opfern Hilfe, Unterstützung und Entschädigung zu verschaffen. "Das fällt viel zu oft hinten über", erklärte Katsch. Gleichzeitig kritisierte er den auf Rom ausgerichteten Aufbau der Kirche, der verhindere, dass vor Ort etwas an Machtstrukturen und Präventionsarbeit verändert werden könne. (tmg/KNA)