Merz: "C" gibt der Partei "Orientierung, Halt und Demut"
Der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz sieht keinen Anlass für eine Debatte über eine Streichung des Christlichen aus dem Parteinamen. Im Interview mit der Zeitung "Rheinische Post" (RP, Montag) betonte Merz erneut, dass das "C" nicht gestrichen werde. "Ich stelle vieles auf den Prüfstand nach der verlorenen Bundestagswahl. Aber unser christliches Menschenbild bleibt", so Merz. Das "C" gebe der Partei "Orientierung, Halt und Demut", sagte Merz bereits am vorigen Tag im Interview mit der "Bild am Sonntag" (BamS). "Wir können auf dieser Welt eben immer nur die vorletzten Antworten geben", so der Parteivorsitzende weiter. Es müsse aber diskutiert werden, "wie wir mit dem Bezug auf dieses C noch mehr Überzeugungs- und Ausstrahlungskraft gewinnen können". In der heutigen Zeit müsse sich die CDU fragen, "was uns der christliche Bezug in der Zukunft noch bedeutet", so Merz in der RP.
Einen Systemwechsel in der Kirchenfinanzierung lehnt Merz ab. Die Aufgaben der beiden großen Kirchen im sozialen Bereich seien "so groß und werden so erfolgreich geleistet, dass ich nicht erkennen kann, was besser werden sollte, wenn der Staat das übernimmt", betonte der Katholik. Über den Umfang der staatlichen Finanzierung könne man zwar immer reden, "aber wir sollten nicht das ganze System in Frage stellen".
Kirche sei ernsthaft um Reformen bemüht
Die Kritik an der katholischen Kirche wegen ihres Umgangs mit den Missbrauchsfällen hält Merz für sehr berechtigt. Ihn persönlich beschwere dieser Zustand auch sehr. "Wir erwarten, dass diese schrecklichen Missbrauchsfälle aufgeklärt und Konsequenzen daraus gezogen werden. Und es gibt zugleich ein weit über die katholische Kirche hinausgehendes Interesse daran, dass diese große Institution ihre Bindungskraft in Deutschland zurückgewinnt", sagte der Parteivorsitzende der BamS. Gegenüber der RP betonte er, dass er ein "ernsthaftes Bemühen" um Reformen in der Kirche sehe. Merz sprach sich dafür aus, dass sich die Kirche der Ehe von Priestern öffnet. Das Alleinsein der katholischen Priester sei eines der größten Probleme der Kirche. Einer aktuellen Umfrage zufolge sprechen sich 74 Prozent der Katholiken in Deutschland für eine Abschaffung des Zölibats aus.
Ähnlich hatte sich Merz bereits in der vergangenen Woche zusammen mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder bei der Fraktionsklausur der CSU-Landesgruppenklausur geäußert. Die Debatte über das "C" im Parteinamen war Ende Januar wieder aufgeflammt, nachdem eine interne Wahlanalyse der Niederlage bei der Bundestagswahl 2021 bekannt wurde. Der Mainzer Geschichtsprofessor Andreas Rödder hatte Medienberichten zufolge darin das "C" als zwar "eingeführten Markennamen" bezeichnet, der für viele Parteimitglieder nach wie vor "ein festes Identitätsmerkmal" darstelle. Zugleich sprächen aber auch "gute Gründe für eine Flurbereinigung in der Namensfrage". In einer zunehmend entchristlichten Gesellschaft könne das "C" eine Barriere für Nichtchristen sein und "Exklusivität signalisieren, wo die Union eigentlich auf Integration" ziele. Mit dem Verzicht auf das "C" könne sich die CDU "sichtbar und im Einklang mit Center-right-Parteien in Europa in der Tradition der westlichen Werte und der Aufklärung verorten", so die Analyse. In der Schweiz hatten sich die Parteimitglieder der "Christlichdemokratischen Volkspartei" (CVP) im Oktober 2020 für eine Namensänderung ausgesprochen. Seit 2021 führt sie nach einer Fusion mit der "Bürgerlich-Demokratischen Partei" auf Bundesebene den Namen "Die Mitte". (fxn)