Erzbischof Schick: Nicht aus Kirche austreten, sondern auftreten
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat angesichts der Erschütterungen durch sexuellen Missbrauch die Wichtigkeit kirchlichen Engagements betont. "Die Werte des Evangeliums sind ein Schatz für die humane Gesellschaft, den es zu bewahren und weiterzugeben gilt", sagte Schick in einem Interview mit dem Verlag Nürnberger Presse, dessen Wortlaut das Erzbistum Bamberg am Montag auf seiner Internetseite veröffentlichte. "Ich rate daher: nicht austreten, sondern auftreten." Das verloren gegangene Vertrauen der Menschen in die Kirche zurückzugewinnen, müsse höchste Priorität haben. "Wir müssen deutlich machen, dass die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen unabdingbar ist", so Schick.
Er könne nachvollziehen, wenn jemand aufgrund der "schrecklichen Verbrechen" des Missbrauchs und dessen Vertuschung das Vertrauen in die Institution verliere, so der Erzbischof weiter. Allerdings dürfe man die gute Arbeit durch viele Haupt und Ehrenamtlichen in der Kirche nicht übersehen. Wenn man etwas in der Kirche verändern wolle, müsse man in ihr bleiben, betonte Schick.
Fehler "bis ganz oben"
In der aktuellen kirchlichen Situation gelte es, die ganze Wahrheit "auf den Tisch" zu legen. "Es hat Schuld und Fehler auf allen Ebenen der Kirche gegeben, bis ganz oben", sagte Schick. Jeder müsse zu seinen Fehlern stehen und die Konsequenzen ziehen. "Das gilt auch für mich, falls sich herausstellen sollte, dass ich nicht richtig gehandelt habe."
Erneut forderte der Bamberger Erzbischof eine "geistig-geistliche Erneuerung" der Kirche, die darin bestehe, "dass sich alle Christen und Katholiken am Evangelium und der Person Jesu Christi ausrichten". Gleichzeitig müsse das "System Kirche" in den Blick genommen werden. Schick wiederholte in diesem Zusammenhang seinen kürzlich gemachten Vorschlag, kirchliche Leitungsämter wie Bischöfe, Pfarrer sowie Abteilungsleitungen im Ordinariat nach festgesetzten Fristen zu evaluieren. "Wir brauchen auch mehr Mitbestimmung der Gläubigen bei der Berufung der Bischöfe", so der Erzbischof. Die jüngsten Beschlüsse des Synodalen Wegs gingen dabei "in die richtige Richtung". (mal)