"Moralische Verpflichtung" in gegenwärtiger Lage

Polens Bischöfe richten Friedensappell an Patriarch Kyrill und Putin

Veröffentlicht am 03.03.2022 um 13:19 Uhr – Lesedauer: 
Der Erzbischof von Posen, Stanislaw Gadecki, ist derzeit Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz.
Bild: © KNA

Warschau ‐ Kein Grund könne den russischen Angriff rechtfertigen, schreibt der polnische Erzbischof Stanislaw Gadecki an Patriarch Kyrill I. "Ich bitte Sie in aller Bescheidenheit, den Rückzug der russischen Truppen aus dem souveränen Staat Ukraine zu fordern."

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Die katholischen Bischöfe Polens haben den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. aufgerufen, sich für ein Ende des Krieges in der Ukraine einzusetzen. Er möge an Kremlchef Wladimir Putin appellieren, "den sinnlosen Krieg gegen das ukrainische Volk zu beenden", heißt es in einem Brief des Bischofskonferenz-Vorsitzenden Stanislaw Gadecki. Das Schreiben ist auf den 2. März datiert.

In der Ukraine würden unschuldige Menschen getötet, betonte der Erzbischof von Posen. "Ich bitte Sie in aller Bescheidenheit, den Rückzug der russischen Truppen aus dem souveränen Staat Ukraine zu fordern." Kein Grund könne jemals die Entscheidung rechtfertigen, "eine militärische Invasion in ein unabhängiges Land zu starten und Wohngebiete, Schulen oder Kindergärten zu bombardieren", schrieb er an den Moskauer Patriarchen. Dieser Krieg sei "wegen der Nähe der beiden Nationen und ihrer christlichen Wurzeln" umso sinnloser.

"Moralische Verpflichtung" in gegenwärtiger Lage

"Ist es zulässig, die Wiege des Christentums auf slawischem Boden zu zerstören, den Ort, an dem die Rus getauft wurde?", so Gadecki. Er bat Kyrill I. auch, die russischen Soldaten zur Befehlsverweigerung aufzufordern, um weitere Kriegsverbrechen zu verhindern. Dies sei in der gegenwärtigen Lage "eine moralische Verpflichtung".

Bereits am 14. Februar hatte sich Gadecki mit einem Brief an die orthodoxen und katholischen Bischöfe von Russland und der Ukraine gewandt, um für Frieden zu werben. Diesmal schrieb er direkt an den russisch-orthodoxen Patriarchen, der für seine besondere Nähe zum russischen Präsidenten bekannt ist.

In Deutschland hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx bei einem Gottesdienst in München am vergangenen Sonntag an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche appelliert, sich bei Putin für Frieden einzusetzen. "Ich bitte inständig den Patriarchen von Moskau, dass er Einfluss nimmt auf diesen Präsidenten, damit der Krieg beendet wird, damit die Waffen niedergelegt werden", so Marx. Bischöfe seien keine Politiker, "aber wir haben den Auftrag und die Pflicht, das Evangelium vom Frieden zu verkünden gerade denen gegenüber, die meinen, mit Gewalt und Terror politische Ziele durchzusetzen", fügte er hinzu. (cbr/KNA)