Papstbotschafter erteilt tiefgreifenden Reformen in Kirche eine Absage

Bischöfe verurteilen russische Aggression gegen die Ukraine

Veröffentlicht am 07.03.2022 um 19:24 Uhr – Lesedauer: 

Vierzehnheiligen ‐ Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung beschäftigen sich die deutschen Bischöfe mit der Lage der Kirche. Doch zu Beginn des Treffens der Bischofskonferenz stand ein eindringlicher Appell zum Frieden in der Ukraine.

  • Teilen:

Mit einem eindringlichen Appell für Frieden und einer scharfen Verurteilung des russischen Angriffskriegs hat am Montag die Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Deutschland begonnen. Deren Vorsitzender, Bischof Georg Bätzing, sagte beim Eröffnungsgottesdienst im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen, "die russische Aggression kennt offenbar keinen Halt". Die Lage in dem osteuropäischen Land ist ein Schwerpunkt des viertägigen Treffens. Gemeinsam mit Experten wollen die Bischöfe darüber beraten. Dabei geht es vor allem um Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine.

Bätzing sprach zu Beginn des Gottesdienstes von einem "völkerrechtswidrigen Verbrechen" und einer "perfiden Kriegsführung aus Moskau". Dieser ungerechte Krieg lege "die hässliche Fratze autokratischer Macht frei". Der russische Überfall auf die Ukraine sei ein Verrat am Frieden, so der Limburger Bischof. Freie Menschen würden in ihrer Würde und in ihrem Selbstbestimmungsrecht missachtet.

Der Bischofskonferenz-Vorsitzende würdigte die vielen Friedensgebete und Friedensinitiativen in Deutschland. "Und diese gläubige Solidarität im Gebet wird weitergehen, bis das Grauen dieses Krieges überwunden ist." Hier reihe sich auch das Friedensgebet der Bischöfe ein, das Bätzing eigens verfasste. Er sprach es zu Beginn des Gottesdienstes gemeinsam mit dem Apostolischen Exarch für die Ukrainer, Bischof Bohdan Dzyurakh, vor dem Gnadenaltar in der Wallfahrtsbasilika.

Bätzing: Kirchenkrise kann Positives bewirken

In seiner Predigt sagte Bätzing, dass die derzeitige Krise der Kirche am Ende auch Positives bewirken könne. "Vielleicht will uns der Herr durch die gegenwärtige tiefe Krise der Kirche dazu bewegen, uns nicht mehr über andere zu erheben, sondern umzukehren." Eine demütige Kirche könne dann zu einer neuen Verbundenheit mit den Menschen finden und Abgrenzungen überwinden. Wenn sie viele Menschen "in ihrer Verbundenheit mit Gott und untereinander unterstützt", könne sie eine Kirche sein, "auf die dann irgendwann auch wieder Menschen stolz sein können", betonte Bätzing.

Die seit Jahren anhaltende Krisensituation beschrieb der Limburger Bischof als "Zeiten, wo das Erscheinungsbild der Kirche allen Grund zur Klage gibt; wo sich Menschen schämen, zur katholischen Kirche zu gehören". Ein wichtiger Grund sei der sexuelle Missbrauch: "Statt Heil zu vermitteln, hat sie vielfach Unheil zugelassen und damit Leid über Menschen in ihrer Mitte gebracht." Es schmerze, wenn sich derzeit "Gläubige in Scharen abwenden und damit auch ein Zeichen gegen die Veränderungsresistenz dieser Kirche setzen".

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Bätzing rief die Bischöfe dazu auf, an die Gedanken des französischen Konzilstheologen Henri de Lubac (1896-1991) anzuknüpfen. Dieser hatte geschrieben, die katholische Kirche sei "alles andere als eine geschlossene Gesellschaft", sie definiere sich nicht durch die Ausgrenzung anderer. "Katholisch, das ist gelebte Verbundenheit, nicht konfessionelle Enge, nicht Abschottung und Identität durch Grenzziehungen", betonte Bätzing.

Papstbotschafter Nicola Eterovic hatte zuvor daran erinnert, dass synodale Entscheidungen in der Kirche mit der höchsten Entscheidungsgewalt des Papstes zusammengedacht werden müssen. Zu Beginn der Vollversammlung verwies der Apostolische Nuntius auf entsprechende Äußerungen von Papst Franziskus. Demnach ersetzt die Synodalität den sogenannten Primat (Vorrang) des Papstes nicht, vielmehr ergänzten sich beide Prinzipien wechselseitig.

Franziskus versuche, synodale Debatten in Kirche einzuführen

Noch bis Ende des 20. Jahrhunderts war die katholische Kirche als eine vom Papst beherrschte Entscheidungs-Hierarchie von oben nach unten verfasst. Mehr als seine Vorgänger versucht derzeit Papst Franziskus, synodale Debatten und Entscheidungen einzuführen. Diese ähneln demokratischen Prozessen mit Mehrheitsentscheidungen, sind aber nicht damit identisch.

Eterovic betonte in seinen Ausführungen, dass auf einem synodalen Weg neben der Bibel auch die Sakramente sowie die "lebendige Tradition der Kirche, die auf authentische Weise vom lebendigen Lehramt der Kirche ausgelegt wird", entscheidend seien. Indirekt erteilte er damit radikalen Veränderungen eine Absage.

Die deutschen Bischöfe wollen bei ihrer viertägigen Vollversammlung zwei Tage der Debatte über die theologischen Grundlagen weitreichender Reformen widmen, wie sie der Synodale Weg in Deutschland mit großer Mehrheit fordert. (rom/KNA)