Parlament beschließt mit großer Mehrheit Einrichtung von Expertengremium

Spanien: Kommission soll Missbrauchsfälle in Kirche untersuchen

Veröffentlicht am 10.03.2022 um 17:08 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Lange hatten sich die spanischen Bischöfe gegen eine Missbrauchsstudie gewehrt. Nun hat das Parlament die Initiative ergriffen und die Einrichtung eines staatlichen Expertengremiums beschlossen, das Vergehen in der Kirche untersuchen soll.

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Spaniens Parlament hat am Donnerstag mit großer Mehrheit die Einrichtung einer unabhängigen Expertenkommission zur Untersuchung sexueller Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beschlossen. Geleitet werden soll die Expertenkommission vom spanischen Ombudsmann. Die Initiative der regierenden Sozialisten (PSOE) von Ministerpräsident Pedro Sanchez und der baskischen Nationalisten (PNV) wurde von fast allen Parlamentsfraktionen außer der rechtspopulistischen Vox-Partei unterstützt.

Bereits zuvor hatte der linke Regierungspartner Unidas Podemos zusammen mit den in Katalonien regierenden Linksrepublikanern ERC sowie der baskischen EH Bildu beantragt, Fälle sexualisierter Gewalt durch eine parlamentarische Kommission überprüfen zu lassen. Schließlich einigten sich die Parteien allerdings auf eine unabhängige Expertenkommission; zugleich wird Betroffenen als Kompromiss auch die Möglichkeit gegeben, öffentlich vor dem Parlament auszusagen.

Kirche bereit zu Zusammenarbeit mit Expertengremium

Neben Psychologen und weiteren Fachleuten sollen der Untersuchungskommission auch Vertreter von Betroffenenorganisationen angehören. Obwohl sich Spaniens Bischofskonferenz lange gegen eine unabhängige Untersuchungskommission gewehrt hatte, kündigte deren Vorsitzender, Kardinal Juan Jose Omella, am Donnerstag nach einem Treffen mit Präsidialminister Felix Bolanos die Bereitschaft der Kirche an, mit dem Gremium zusammenzuarbeiten.

Der politische Druck und die gesellschaftlichen Debatten rund um das Thema wurden zu Jahresbeginn durch einen Bericht der Zeitung "El Pais" ausgelöst. Reporter übergaben Papst Franziskus einen 385 Seiten umfassenden Bericht mit den Rechercheergebnissen. Demnach gab es in den vergangenen 30 Jahren mindestens 945 Missbrauchsfälle in Spaniens Kirche. Der Papst forderte die Bischöfe zur Klärung der Fälle auf.

Im Februar hatten die spanischen Oberhirten angekündigt, eine Anwaltskanzlei mit der unabhängigen Untersuchung von Missbrauchsfällen beauftragen zu wollen. Damit folgen Bischöfe eigenen Angaben zufolge dem Beispiel des Erzbistums München und Freising, das bei der Kanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW) ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Die spanische Anwaltskanzlei wolle sich bei ihren Untersuchungen von den Münchener Rechtsanwälten beraten lassen, hieß es. (rom/KNA)