Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche hatte Einigkeit mit Pontifex betont

Theologe: Vereinnahmung von Papst Franziskus durch Patriarch Kyrill

Veröffentlicht am 21.03.2022 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Nach seinem Gespräch mit Papst Franziskus hatte der Moskauer Patriarch betont, wie einig sich die beiden Kirchenführer bei ihrer Beurteilung des Ukraine-Kriegs seien. Der Theologe Johannes Oeldemann sieht darin eine Vereinnahmung des Pontifex.

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Der Paderborner Theologe Johannes Oeldemann macht beim Moskauer Patriarchen Kyrill I. eine Vereinnahmung seines Gesprächs mit Papst Franziskus aus. "Kyrill hat die Unterhaltung mit Franziskus in das eigene Weltbild eingepasst", sagte Oeldemann auf Anfrage von katholisch.de am Montag. Deshalb habe der Moskauer Patriarch am Freitag vor dem Obersten Kirchenrat seiner Kirche die Einigkeit mit dem Papst und dem Anglikaner-Primas Justin Welby betont, so der Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn. Mit beiden Kirchenmännern hatte sich Kyrill am Mittwoch in Video-Konferenzen über den Krieg in der Ukraine ausgetauscht.

Bemerkenswert sei gewesen, wie unterschiedlich der Vatikan und das Moskauer Patriarchat über das gemeinsame Gespräch der beiden Kirchenführer berichtet hätten, so Oeldemann weiter. "Der Vatikan hat offen von einem Krieg gesprochen, bei der Stellungnahme aus Moskau kam dieses Wort nicht vor." Kyrill sei wie die meisten Bürger Russlands Teil einer Nachrichtenblase, in der vom Krieg in der Ukraine verharmlosend von einer "militärischen Spezialoperation" gesprochen werde. Diese Feststellung könne jedoch nicht als Entschuldigung für den Patriarchen dienen, denn er habe aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung die Möglichkeit, sich gegen den Krieg in der Ukraine auszusprechen. Die Predigten Kyrills aus den vergangenen Wochen zeigten jedoch eindeutig, dass er die russische Invasion in das Nachbarland unterstütze.

Patriarch Kyrill hatte den Krieg in der Ukraine in den vergangenen Wochen als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse gerechtfertigt. Seiner Ansicht nach verteidige Russland die "traditionellen Werte" des Glaubens und der Familie gegen den Einfluss des Westens, der sich etwa in homosexuellen Paraden zeige. Gegen die Befürwortung des Kriegs durch Kyrill hatte es wiederholt Proteste in der russisch-orthodoxen Kirche gegeben. Bei seiner Video-Konferenz mit dem Patriarchen hatte Papst Franziskus für Frieden in der Ukraine geworben. (rom)