Schüller fordert Verbot von Priesterkreis "Communio veritatis"
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller fordert ein Verbot des Paderborner Priesterkreises "Communio veritatis", der auf seiner Webseite Verschwörungserzählungen verbreitet. Gegenüber der Deutschen Presseagentur sagte Schüller am Donnerstag, dass Priester immer im Dienst seien: "Ihre Äußerungen sind nie privat." Das Erzbistum Paderborn hatte sich zuvor zwar von den verbreiteten Inhalten distanziert, aber Konsequenzen abgelehnt und betont, dass es sich um freie Meinungsäußerungen "aus privater Initiative" handle. Schüller verwies auf den Fall des impfkritischen puertoricanischen Bischofs Daniel Torres, den Papst Franziskus Anfang März des Amtes enthoben hatte. "Das sollte der Erzbischof von Paderborn dann auch mit der Priestergruppe Communio veritatis tun."
Auch wenn der Zusammenschluss nach eigenen Angaben "kein Verein" ist, könne der Erzbischof die beteiligten Priester anweisen, sich daran nicht weiter zu beteiligen und die Selbstbezeichnung "katholisch" untersagen, erläutere Schüller auf Anfrage von katholisch.de. Außerdem könne er Priestern verbieten, sich zu bestimmten Themen zu äußern. Eine Berufung auf die bürgerliche Meinungsfreiheit sei in diesem Fall unzulässig, so Schüller. "Zu den klerikalen Standespflichten gehört Gehorsam gegenüber dem Erzbischof", betont Schüller. Durch antisemitische und andere politisch extremistische Aussagen stellten sich die Mitglieder der Priestergruppe auch gegen das Lehramt der Kirche. Daher sieht der Münsteraner Kirchenrechtler ein Eingreifen des Erzbischofs als alternativlos an. "Will die Kirche sich den Vorwurf gefallen lassen, auf dem rechten Auge blind zu sein?", so Schüller.
WDR hatte über Sprecher berichtet
Der Fall der Priestergruppe wurde Anfang der Woche öffentlich, nachdem der WDR über den Sprecher der Gruppe, den Briloner Pastor Frank Unterhalt, berichtet hatte. Zu dem nach eigenen Angaben 2018 gegründeten Priesterkreis sollen etwa 15 Geistliche gehören. Laut der Gründungserklärung soll die Vereinigung geprägt sein von der "Liebe zu Jesus Christus, dem einzigen Erlöser", dem "Vertrauen auf die himmlische Mutter der Kirche" und der "Treue zum beständigen Lehramt". In einem Beitrag von Unterhalt, den er im Dezember auf der Webseite der Vereinigung veröffentlicht hatte, heißt es, die "sogenannte Covid-19-Pandemie" entspreche dem "freimaurerischen Plan der Neuen Weltordnung" und werde als "Instrument des 'Great Reset' verwendet".
Der Sprecher der Gruppe hatte bereits 2020 einen Appell des ehemaligen Vatikan-Botschafters Carlo Maria Viganò unterzeichnet, in dem im Kontext der Corona-Pandemie Verschwörungsmythen behauptet wurden. In einem aktuellen Beitrag bezeichnete Unterhalt außerdem den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing als "Apostaten" und die Beteiligten am Synodalen Weg als "schismatische Brüder*innen". (fxn)