Der Schauspieler über seine Rolle beim RTL-Event "Die Passion"

Alexander Klaws: "Auf der Bühne will ich wirklich Jesus sein"

Veröffentlicht am 28.03.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Essen/Köln ‐ Am 13. April überträgt RTL "Die Passion" – ein "Musik-Live-Event" über die letzten Tage im Leben Jesu. Hauptdarsteller ist Alexander Klaws, ehemaliger Sieger von "Deutschland sucht den Superstar". Im Interview spricht er über seine Rolle, das Ziel der Aufführung und seinen eigenen Glauben.

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Nachdem "Die Passion" wegen der Corona-Pandemie zum ursprünglichen Termin vor zwei Jahren nicht aufgeführt werden konnte, soll die von RTL als "Musik-Live-Event" angekündigte Erzählung der biblischen Passionsgeschichte nun am 13. April um 20.15 Uhr in Essen über die Bühne gehen und live im Fernsehen übertragen werden. Die Hauptrolle des Jesus wird von Alexander Klaws übernommen, der 2003 durch seinen Sieg bei "Deutschland sucht den Superstar" bekannt wurde und in den vergangenen Jahren in zahlreichen Musicals mitgewirkt hat. Im Interview mit katholisch.de äußert sich Klaws zu seiner Rolle als Jesus, zur schauspielerischen Herausforderung der Rolle und zu seiner Vorbereitung auf die Aufführung.

Frage: Herr Klaws, mit Jesus Christus spielen Sie bei "Die Passion" eine der bedeutendsten Figuren der Weltgeschichte. Was bedeutet Ihnen das?

Klaws: Jesus ist nicht nur eine der bedeutendsten Figuren der Weltgeschichte, sondern auch eine der größten Rollen, die man als Schauspieler überhaupt spielen kann. Insofern ist diese Rolle für mich mit ganz viel Ehrfurcht und Dankbarkeit verbunden. Und natürlich spüre ich auch eine große Verantwortung, denn das Leben und Sterben Jesu lässt wohl keinen Menschen kalt. Hinzu kommt, dass vermutlich jeder eine andere Vorstellung davon hat, wie Jesus als Mensch war und wie er auf der Bühne dargestellt werden sollte. Es ist eine große Herausforderung, sich davon nicht nervös machen zu lassen.

Frage: Sie spielen in diesem Jahr nicht nur Jesus, sondern erneut auch den Winnetou bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg. Wer ist Ihnen persönlich näher – der Sohn Gottes oder der Häuptling der Apachen?

Klaws: Identifizieren kann ich mich mit beiden – sonst hätte ich die Rollen gar nicht angenommen. Ich bin davon überzeugt, dass ich als Schauspieler sowohl einen Jesus als auch einen Winnetou in mir habe, und ich freue mich wahnsinnig darauf, beide Charaktere nach zwei Jahren Corona-Pandemie endlich wieder auf der Bühne zeigen zu können. Als Schauspieler schlüpfe ich gerne in unterschiedliche Rollen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch, dass ich zu Hause einfach Alexander Klaws sein kann.

„Na klar, gucke ich auch in die Bibel. Vor allem aber verbringe ich zur Vorbereitung viel Zeit mit mir selbst; ich grabe in meiner Psyche und suche meinen inneren Jesus.“

—  Zitat: Alexander Klaws

Frage: Was fasziniert Sie an Ihrer Rolle in "Die Passion" und der Figur des Jesus am meisten?

Klaws: Dass das eine Figur ist, die wirklich jeder kennt und zu der jeder eine Meinung hat. Wann erlebt man das sonst als Schauspieler, dass man eine so bekannte Persönlichkeit spielen kann? Das ist schon etwas ganz Besonderes! Wie übrigens auch die Tatsache, dass "Die Passion" von Ereignissen erzählt, die 2.000 Jahre zurückliegen und die uns trotzdem immer noch in unserem Innersten berühren. Das finde ich unfassbar beeindruckend.

Frage: Und was ist schauspielerisch die größte Herausforderung?

Klaws: Das ist sicher die Tatsache, dass wir nur eine Aufführung haben – und damit auch nur eine Chance, die Zuschauer vor Ort und am Fernseher emotional mitzureißen. Das ist anders als am Theater oder auch bei den Karl-May-Festspielen, wo dasselbe Stück mehrfach auf dem Spielplan steht. Da kann man in einzelnen Aufführungen auch mal Dinge ausprobieren und unterschiedliche Facetten ausspielen. Das ist bei der Passion nicht möglich. Wir haben nur einen Schuss, und der muss sitzen.

Frage: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rolle als Jesus vor? Orientieren Sie sich streng am Drehbuch oder gucken Sie zur Vorbereitung auch mal in die Bibel?

Klaws: Na klar, gucke ich auch in die Bibel. Vor allem aber verbringe ich zur Vorbereitung viel Zeit mit mir selbst; ich grabe in meiner Psyche und suche meinen inneren Jesus. Als Schauspieler ist es immer mein Ziel, eine Rolle so gut wie möglich anzunehmen und mit ihr zu verschmelzen. Ich will den Jesus nicht einfach nur spielen, auf der Bühne will ich wirklich Jesus sein.

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Frage: Sie haben vor einigen Jahren schon einmal Jesus gespielt – in Andrew Lloyd Webbers Musical "Jesus Christ Superstar". Hilft Ihnen diese Erfahrung bei der Vorbereitung auf "Die Passion"?

Klaws: Nur bedingt. Zwar behandeln beide Stücke grundsätzlich denselben Stoff – dies aber auf ganz unterschiedliche Weise mit jeweils eigenen Drehbüchern, eigenen Texten und eigener Musik. Insofern kann und will ich meinen Jesus aus "Jesus Christ Superstar" nicht in "Die Passion" übertragen. Vielmehr geht es für mich in diesen Tagen der Vorbereitung darum, noch einmal einen ganz neuen Zugang zu Jesus zu finden.

Frage: Was erhoffen Sie sich von "Die Passion"? Was soll die Aufführung bei den Zuschauern auslösen?

Klaws: Zum einen wollen wir den Zuschauern vor Ort und an den Bildschirmen nach zwei Jahren Pandemie, in denen fast alle großen Veranstaltungen ausfallen mussten, einfach ein tolles Live-Event bieten. Aber natürlich wollen wir sie auch mit dem Inhalt der Passion berühren. Es wäre toll, wenn wir die Menschen durch die Aufführung dazu ermuntern könnten, sich auch selbst mit der Geschichte vom Tod und von der Auferstehung Jesu  auseinanderzusetzen und sich die Frage zu stellen, was diese Geschichte für ihr eigenes Leben bedeutet. Wichtig ist mir aber, dass jeder Zuschauer das auf seine eigene Weise tut. Wir wollen mit der Aufführung niemanden missionieren, sondern zum Nachdenken über menschliche Werte anregen.

Frage: Welche Rolle spielen Glaube und Religion in Ihrem eigenen Leben?

Klaws: Ich bin nicht im klassischen Sinne gläubig oder religiös. Trotzdem ist der Glaube mein Motor, er beflügelt mich. Ich denke, jeder Mensch braucht etwas, an das er glaubt und an dem er sich festhalten kann. Ich weiß zum Beispiel noch, wie ich als Jugendlicher vor Mathearbeiten in der Schule gedacht habe "Lieber Gott, mach, dass ich das alles hinkriege". Wichtig finde ich nur, dass man den eigenen Glauben nicht überhöht und Menschen mit einem anderen Glauben nicht ablehnend oder gar feindselig gegenübertritt. Der eigene Glaube sollte immer positiv behaftet sein.

Von Steffen Zimmermann

Zur Person

Alexander Klaws (*1983) wurde 2003 durch seinen Sieg bei der ersten Staffel der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar" bekannt. Seine darauf folgende Debütsingle "Take Me Tonight" verkaufte sich über eine Million Mal. Es folgten insgesamt sechs Alben und diverse Gold- und Platinauszeichnungen. Später schloss er in Hamburg ein Gesangs- und Schauspielstudium ab. Von 2006 bis 2008 spielte er im Musical "Tanz der Vampire" in Berlin, es folgten weitere Musical-Engagements wie "Tarzan", "Der Schuh des Manitu", "Jesus Christ Superstar", "Ghost" und "Saturday Night Fever". 2014 gewann er die RTL-Show "Let's Dance", danach folgten Hauptrollen bei den Karl May-Festspielen in Bad Segeberg (2017 als Old Surehand und 2019 als Winnetou). 2021 trat Klaws als "Mülli Müller" bei "The Masked Singer" und sicherte sich den ersten Platz.