"Das ist die Perspektive von Papst Franziskus"

Erzbischof Paglia: Lebensschutz nicht nur auf Abtreibung verengen

Veröffentlicht am 29.03.2022 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Wenn es um den Schutz des Lebens geht, steht oft das Thema Abtreibung im Fokus. Der Präsident der Akademie für das Leben kritisiert diese Haltung jetzt. Und auch zum Kommunionverbot für US-Politiker hat Vincenzo Paglia eine klare Meinung.

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Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, hat davor gewarnt, den Lebensschutz in der katholischen Kirche "in ideologischer Weise" auf das Thema Abtreibung zu verengen. "Wir Gläubigen sind natürlich alle gegen die Abtreibung, aber um glaubwürdig zu sein, müssen wir auch sagen, dass wir gegen die Tötung von Kindern, gegen die Todesstrafe, gegen den Krieg, gegen die Vernachlässigung und die Ausrangierung von alten Menschen sind", sagte Paglia dem US-amerikanischen Internetportal "Religion News Service" (Montag). Laut dem Erzbischof ist das eine Frage der Konsequenz: "Man kann nicht einen Fuß verteidigen, ohne den ganzen Körper zu verteidigen. Man kann nicht einen Teil verteidigen, ohne das Ganze zu verteidigen. Das ist die Perspektive von Papst Franziskus."

Paglia äußerte sich im Rahmen einer am Montag begonnen US-Reise. In den Vereinigten Staaten gibt es zum Teil heftige Diskussion um das Thema Abtreibung. Dies sei auch der Grund für seine Reise, erklärte der Erzbischof. Er hoffe, dass ein Dialog in den Vereinigten Staaten dazu beitragen werde, "die Trümmer zu beseitigen, die uns daran hindern, uns auf Augenhöhe zu begegnen, oder besser noch, den Dialog zu entwickeln und zu fördern und nicht nur Anschuldigungen zu erheben". Er sei überzeugt, dass dies gelingen kann. Dem Bericht zufolge will Paglia bis zur Abreise am Freitag mehrere Kardinäle, den Nuntius und die Gemeinschaft Sant'Egidio treffen sowie mit Wissenschaftlern und Unternehmern sprechen.

Der Vatikan werde sich nicht in die politischen und rechtlichen Entwicklungen in den USA einmischen, erklärte der Erzbischof weiter. Angesprochen auf den Vorschlag einiger US-Bischöfe, katholischen Politikern wie Präsident Joe Biden, die sich für eine liberalere Abtreibungspolitik einsetzen, den Kommunionempfang zu verbieten, sagte Paglia: "Der Papst hat bereits eine sehr klare Antwort gegeben und es ist nicht nötig, noch etwas hinzuzufügen." Der Erzbischof ergänzte: "Ich habe wichtigere Dinge, über die ich nachdenken muss." (cbr)