Voderholzer: Synodaler Weg will bischöfliches Lehramt beschneiden
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht im Synodalen Weg den Versuch, den Bischöfen ihre lehramtlich festgeschriebene Auslegungsvollmacht streitig zu machen. "Es zeichnet sich ab, dass das Lehramt der Bischöfe durch das Lehramt einer rationalistischen deutschen Universitätstheologie abgelöst wird", schreibt Voderholzer in einem Beitrag für die Synodalbeilage "Welt & Kirche" in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Tagespost". So nehme etwa der Orientierungstext eine "deutliche Kompetenzverschiebung" vor, wenn es dort heiße, dass das bischöfliche Lehramt "nicht die letzte Instanz in Detailfragen der Exegese oder in Zweifelsfragen der Anwendung" sei. Außerdem werde die Aufgabe des Lehramtes darauf beschränkt, die Verbindlichkeit der Heiligen Schrift zu bezeugen, den "Tisch des Wortes" reicher zu decken und dafür einzutreten, dass "in der Deutung der Heiligen Schrift das Wort Gottes zur Geltung" komme.
Damit werde die Bedeutung des bischöflichen Lehramts als Auslegungsinstanz bestritten, schreibt Voderholzer weiter. Somit werde auch das Recht und die Pflicht der Bischöfe in Frage gestellt, ihre Auslegungsvollmacht wahrzunehmen, "wenn Theologen die Schrift gegen das Glaubensbekenntnis und die Kirche interpretieren". Voderholzer verweist dabei auf die Offenbarungskonstitution "Dei Verbum" des Zweiten Vatikanischen Konzils, nach der die wissenschaftliche Theologie immer in einen kirchlichen Gesamtvollzug des Glaubens, Lebens und Betens eingebettet sein müsse. Ausdrücklich heiße es dort, dass die Aufgabe, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären, nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut sei, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt werde.
Kritik an Zusammensetzung der Foren
Kritik übt der Regensburger Bischof auch an der Zusammensetzung der Foren des Synodalen Wegs. Dort sei eine nur sehr "einseitige Auswahl" von Theologinnen und Theologen vertreten. Anderslautende Stimmen seien von vornherein nicht berufen und abweichenden theologischen Stimmen die wissenschaftliche Dignität abgesprochen worden. Die "Immunisierung" gegen anderslautende theologische Positionen auf dem Synodalen Weg werde auch dadurch betrieben, "dass durch ein intransparentes Besetzungsverfahren der Antragskommissionen wieder weitgehend die Autoren der Texte selbst über die Kritik an den Texten zu Gericht sitzen und die Annahme oder Ablehnung kritischer Einwände mit ihrer Autorität empfehlen", bemängelt Voderholzer.
Auf Konzilien sei stets darauf Wert gelegt worden, dass nicht über die Wahrheit abgestimmt werde, sondern der gemeinsam erkannten Wahrheit in Einmütigkeit die Ehre gegeben worden sei. So betone auch Papst Franziskus, dass in synodalen Prozessen die Lehre der Kirche als Fundament und nicht als Abstimmungsgegenstand betrachtet werden müsse. Die Satzung des Synodalen Weges sehe immerhin vor, dass die Bischöfe den Texten mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen müssen, damit sie als vom Synodalen Weg verabschiedet gelten können, räumt Voderholzer ein. "So haben die Bischöfe noch immer die Möglichkeit, bei den zur Debatte stehenden Glaubensfragen durch entsprechendes Abstimmungsverhalten ihr Lehramt auszuüben."
Der Regensburger Bischof Voderholzer gilt als einer der prominentesten Kritiker des Synodalen Wegs. Im Vorfeld der Zweiten Synodalversammlung im Herbst 2021 ließ er eine eigene Website freischalten, auf der unter anderem Alternativvorschläge zu dem offiziellen Synodaltexten gesammelt werden. (mal)