Osterbotschaft an Aktivisten von "Aufstand der letzten Generation"

Jesuit zu Straßenblockaden: Jesus ist Vorbild zivilen Widerstands

Veröffentlicht am 13.04.2022 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 

Nürnberg ‐ Die Blockaden von "Aufstand der letzten Generation" sorgen für Aufsehen und Kritik an den jungen Aktivisten. Der Nürnberger Jesuit Jörg Alt sieht in den Aktionen eine Parallele zur Osterbotschaft – und das Christentum in der Verantwortung.

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Aus Sicht des Nürnberger Jesuiten Jörg Alt kann Jesus Anregungen zum zivilen Widerstand bieten. "Wie jeder Jude war Jesus grundsätzlich gesetzestreu und verteidigte das Gesetz strikt", sagte er laut eines am Mittwoch verbreiteten Manuskripts in einer Osterbotschaft an die Aktivisten vom "Aufstand der letzten Generation". Für Jesus sei das Gesetz jedoch nicht das Maß aller Dinge gewesen. "Das Maß aller Dinge war das Wohl des Menschen. Kam es zum Konflikt zwischen Gesetz und Menschenwohl, war Jesus auf der Seite des Menschen", so der Jesuit. Deshalb habe Jesus etwa auch am Sabbat geheilt.

Ziviler Ungehorsam und Widerstand seien Instrumente, um das Recht mit dem Richtigen wieder in Einklang zu bringen. "Es braucht nicht viele Menschen, um ein Imperium zu stürzen", sagte Alt. "Das Christentum ist Beleg: Aus einer Sekte im Hinterhof des römischen Weltreichs wurde eine Weltreligion, sicher eine Weltreligion mit Licht- und auch Schattenseiten", erklärte der Jesuit.

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"Christen haben in Zeiten multipler Krisen und Katastrophenbotschaften eine besondere Verantwortung, weil sie seit Ostern Hoffnung haben können", so Alt weiter. Sie könnten darauf hoffen, dass nichts zu verzweifelt sei, als dass Gott nicht immer wieder positiv überraschen könne. "Dass er in seiner Liebe zu uns selbst auf unsere Trägheit, Dummheit und Ignoranz Antworten findet, die letztlich alles zum Guten aller wenden." So habe Ostern den Blick von Christen auf hoffnungslose Situationen verändert.

Seit Monaten blockieren Aktivisten der Gruppe "Aufstand der letzten Generation" vor allem in Großstädten immer wieder Autobahnzufahrten und Straßen. Damit wollen die meist jungen Menschen die Bundesregierung dazu zwingen, ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung zu erlassen. Außerdem fordern sie eine sofortige Agrarwende, um die Klimagase aus der Landwirtschaft zu mindern. Alt hatte diese Aktionen im Januar bereits als sozialethisch legitimierbar erklärt. Der Jesuit machte im Dezember selbst Schlagzeilen, weil er weggeworfene Lebensmittel von Einzelhändlern vor einem Supermarkt in der Nürnberger Innenstadt verteilt und sich später selbst angezeigt hatte. Damit will er eine Straffreiheit des sogenannten Containerns erreichen. (cbr)