Vatikan sagt Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill ab
Das für Juni vorgesehene Treffen zwischen Papst Franziskus und dem russischen Patriarchen Kyrill I. kommt nicht zustande. Franziskus bedauerte, dass der Vatikan die zweite Zusammenkunft der beiden Kirchenführer in Jerusalem aus diplomatischen Gründen habe absagen müssen, sagte das Kirchenoberhaupt in einem Interview der argentinischen Zeitung "La Nación" am Donnerstag. Ein Treffen hätte angesichts des Krieges in der Ukraine zu "großer Verwirrung" geführt, so Franziskus. Er bezeichnete sein Verhältnis zum Moskauer Patriarchen jedoch als "sehr gut". 2016 hatten sich Franziskus und Kyrill auf Kuba erstmals getroffen. Es war die erste Begegnung eines Papstes und eines Moskauer Patriarchen überhaupt. Vor zwei Wochen hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bestätigt, dass ein zweites Treffen am Rande der Libanon-Reise von Franziskus im Juni möglich sei.
Er sei bereit, alles zu tun, um Frieden in der Ukraine zu schaffen, sagte Franziskus weiter. Aus diesem Grund habe er kurz nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs Ende Februar die russische Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom aufgesucht. "Ich wollte etwas tun, damit es keinen einzigen Toten mehr in der Ukraine gibt", so Franziskus. Er habe die Botschaft allein besucht und die Entscheidung zu diesem Schritt, der dem diplomatischen Protokoll widerspricht, in einer nächtlichen Gebetswache für den Frieden in der Ukraine getroffen. Er habe die russische Regierung zum sofortigen Ende des Krieges auffordern wollen.
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Franziskus habe Präsident Wladimir Putin oder Russland als Verantwortliche des Krieges nicht beim Namen genannt, weil dies "ein Papst niemals bei einem Staatschef und noch weniger einem Land" tun würde, sagte er weiter. Der Vatikan sei jedoch ständig mit vertraulichen Gesprächen engagiert, auf Frieden in der Ukraine hinzuwirken. "In dieser Welt und auf dieser Höhe der Zivilisation ist jeder Krieg unzeitgemäß", so der Papst. Sein Kuss der ukrainischen Flagge während einer Generalaudienz vor einigen Wochen sei ein Zeichen der Solidarität "mit den Toten, den Familien und den Geflüchteten" des Landes gewesen.
Er sei nicht persönlich in die Ukraine gereist, um "höhere Ziele" nicht zu gefährden, sagte das Kirchenoberhaupt. Als solche nannte er das Ende des Krieges, einen Waffenstillstand oder die Einrichtung humanitärer Korridore. "Was würde es nützen, wenn der Papst nach Kiew reiste, und der Krieg am nächsten Tag weiterginge?" Franziskus bekräftigte zudem seinen Wunsch, sein Heimatland Argentinien zu besuchen. "Ich habe es nicht vergessen", so der Papst. Er wisse jedoch nicht, wann eine Reise möglich sei: "Es müssen mehrere Umstände zusammenkommen." (rom)