Langjähriger Kantor war entlassen worden

Keine Einigung in Braunschweiger Leihmutter-Streit

Veröffentlicht am 26.04.2022 um 18:23 Uhr – Lesedauer: 

Braunschweig ‐ Ein Kantor in Braunschweig will eine Leihmutter beauftragen – und wird deswegen entlassen. Der Fall liegt momentan vor Gericht. Eine Einigung zwischen dem Mann und der Kirche ist nun gescheitert. Der Kantor beschuldigt die Kirche.

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Im Fall des wegen einer geplanten Leihmutterschaft fristlos gekündigten Braunschweiger Domkantors Gerd-Peter Münden ist ein Einigungsversuch vor Gericht erfolglos geblieben. Eine Güteverhandlung zwischen dem Musiker und der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig am Dienstag sei gescheitert, teilte das zuständige Arbeitsgericht Braunschweig mit. Nun werde ein Kammertermin anberaumt.

Die Kirche hatte Münden im März nach langjähriger Tätigkeit entlassen, weil er mit seinem aus Kolumbien stammenden Ehemann eine Leihmutterschaft in dem südamerikanischen Land beauftragen wollte. Dagegen hat der Musiker geklagt.

Laut Gericht sieht die Landeskirche in der Planung der Leihmutterschaft einen erheblichen Loyalitätsverstoß. Sie habe in der Verhandlung deutlich gemacht, dass sie eine weitere Zusammenarbeit für unzumutbar halte. Dabei spiele auch die "exponierte Position" des Kantors und sein bundesweiter Bekanntheitsgrad eine Rolle. Zudem hätten die Diskussionen um sein Vorhaben zu Zerwürfnissen unter Mitarbeitern geführt.

Kantor sieht Reputation geschädigt

Münden entgegnete dem Gericht zufolge, die Kirche habe selbst durch den Versand einer E-Mail an über 600 Personen – darunter auch Minderjährige – für die Verbreitung des Sachverhalts gesorgt. Er sehe sich in seiner Reputation und möglicherweise auch wirtschaftlich schwer geschädigt. Eine etwaige einvernehmliche Lösung müsse seiner Ansicht nach Aspekte der Rehabilitation und Kompensation enthalten.

Als Leihmütter werden Frauen bezeichnet, die für eine andere Person ein Kind austragen. Die Leihmutterschaft ist in Deutschland bislang verboten. Die großen christlichen Kirchen sprechen sich dagegen aus, weil sie unter anderem die Rechte von Frauen und Kindern in Gefahr sehen.

Münden arbeitete seit 1999 als Domkantor in Braunschweig. Dort leitete er unter anderem die Braunschweiger Domsingschule, die größte Einrichtung für evangelische Kirchenmusik in Deutschland mit rund 600 Kindern und Erwachsenen in 21 Chören. 2009 initiierte er das bundesweite Grundschul-Projekt "Klasse, wir singen", bei dem Kinder mit Liederfesten in großen Hallen für das Singen begeistert werden sollen. (KNA)